Corona-Skeptiker und Impfgegner schwören auf Ivermectin: Das Pferdewurmmittel würde viel besser gegen eine Infektion helfen als eine Impfung. Forscher in Brasilien wollten es genau wissen und nahmen das Mittel unter die Lupe.
Mit dem Ergebnis: Gegen Corona hat Ivermectin keine Wirkung – und zwar weder auf das Risiko einer Hospitalisierung noch auf die Dauer eines Spitalaufenthaltes oder die Genesung. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht.
Die Studie wurde zwischen März und August 2021 in zwölf brasilianischen Städten durchgeführt. Insgesamt 3515 Corona-Patienten mit einem Altersdurchschnitt von 49 Jahren wurden drei Tage lang entweder mit Ivermectin oder einem Placebo behandelt. Nicht einmal die Ärzte wussten, wer welches Mittel verabreicht bekommen hatte.
Kein Unterschied zwischen Placebo und Ivermectin
Die Teilnehmer durften nicht länger als sieben Tage unter Corona-Symptomen gelitten haben. Ausserdem musste mindestens ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf vorliegen. So zum Beispiel Übergewicht oder Diabetes.
Das Resultat: Je 679 Patienten wurden mit einem Placebo und Ivermectin behandelt. Bei den restlichen 2160 Patienten kamen andere Behandlungsmethoden zum Einsatz. Bei denjenigen, die einen Placebo verabreicht bekommen hatten, mussten 111 in eine Notfallambulanz eingeliefert werden.
Von den anderen 679 Patienten, die mit Ivermectin behandelt wurden, mussten 100 notfallmässig behandelt werden. Obwohl hier Ivermectin mit einem leichten Vorteil davonkommt, ist dies laut den Wissenschaftlern nicht signifikant.
«Ihr seid keine Pferde, hört auf damit!»
Es ist nicht die erste Studie, die sich Invermectin widmet. Jüngst zeigte eine übergreifende Analyse von mehreren Studien keinerlei Hinweis auf eine Wirksamkeit. Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnte, die Einnahme höherer Dosen sei «gefährlich».
Das Medikament Ivermectin gilt trotzdem vor allem bei Impfgegnern als Wundermittel gegen eine Corona-Erkrankung. Viele preisen das Mittel als Alternative zur Impfung an. Obwohl es eigentlich Pferde, Schweine oder Schafe vor Würmern im Darm befreit, kam es zu einem regelrechten Run auf das Medikament. Dass Ivermectin für den Menschen lebensgefährlich sein kann, interessierte niemanden.
Angefeuert wurde die Popularität des Mittels von unseriösen Internetseiten oder dem Comedian und Podcaster Joe Rogan. Ärzte wiesen allerdings immer wieder darauf, dass es keine Belege dafür gebe, dass der Wirkstoff vor Corona schützt oder dieses gar heilt. «Ihr seid keine Pferde. Ernsthaft, hört auf damit!», stellte die amerikanische Lebens- und Arztneimittelbehörde FDA klar. (ced)