Änderungen durch die Reform der Matura
Griechisch-Unterricht vor dem Aus?

Zürich denkt darüber nach, Altgriechisch als Schwerpunktfach an Gymnasien abzuschaffen. Das Vorhaben des Zürcher Mittelschul- und Berufsbildungsamts stösst auf Widerstand.
Publiziert: 06.04.2025 um 10:56 Uhr
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Im Kanton Zürich dürfte Griechisch bald nicht mehr als Schwerpunktfach unterrichtet werden. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Griechisch soll als Schwerpunktfach an Zürcher Gymnasien gestrichen werden
  • Petition gegen Streichung betont Bedeutung für kulturelle Identität und Bildung
  • Nur 13 Maturandinnen und Maturanden wählten 2022/23 Griechisch
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Sara BelgeriRedaktorin

«Griechisch ist mehr als eine Sprache: Es ist der Schlüssel zum Verständnis unserer kulturellen Identität, es ist die Sprache der Naturwissenschaften, der Philosophie und der demokratischen Grundwerte.» 

So steht es in einer Petition auf der Website des Seminars für Griechische und Lateinische Philologie der Universität Zürich. In wenigen Tagen kamen mehr als 3500 Unterschriften aus der ganzen Welt zusammen. Das Schreiben stammt vom Forum Alte Sprachen Zürich (FASZ), das sich dafür einsetzt, die Vermittlung alter Sprachen an den Zürcher Gymnasien zu stützen.

Abschaffung wegen Maturitätsreform

Alarmiert wurden die Philologen durch Pläne des Zürcher Mittelschul- und Berufsbildungsamts, das Mitte März via Mail mitteilte, dass Griechisch an den Gymnasien im Kanton Zürich künftig nicht mehr als Schwerpunktfach geführt werden soll. 

Hintergrund ist das Reformprojekt «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» (WEGM), das 2018 von Bund und Kantonen lanciert worden war. Im Sommer 2024 trat daraufhin eine neue Maturitätsordnung sowie ein neuer Rahmenlehrplan in Kraft. Die Kantone haben bis 2029/30 Zeit, diese Vorgaben umzusetzen.

Ziel der Reform ist es, die Maturitätszeugnisse im ganzen Land vergleichbar zu machen. Eine wesentliche Änderung besteht darin, dass der Gymnasialunterricht überall in der Schweiz mindestens vier Jahre dauern soll. Zudem können Kantone Schwerpunktfächer nun selbst festlegen – der nationale Katalog wird abgeschafft. Das hat zur Folge, dass einige Kantone bisher als Schwerpunkt vorgegebene Fächer reduzieren oder streichen. 

Antike auch heute relevant

Bei Robert Barnea stossen die Pläne des Zürcher Mittelschul- und Berufsbildungsamts auf Unverständnis. Für den Co-Präsidenten des FASZ, spricht vieles dafür, Griechisch als Schwerpunktfach zu erhalten. Unter anderem biete das Fach eine solide Grundausbildung: «Griechisch fördert nicht nur Sprachkompetenz, sondern auch kritisches Denken und die Fähigkeit, sich fundiert und differenziert mit Inhalten und anderen Kulturen auseinanderzusetzen.»

Zwar würden im Griechischunterricht Gedanken vergangener Zeiten vermittelt – die aber seien bis heute relevant. Barnea: «Zahlreiche politische, gesellschaftliche und philosophische Debatten unserer Zeit – etwa über die Demokratie – sind tief in der antiken Gedankenwelt verwurzelt. Die Beschäftigung mit Originaltexten erlaubt eine kritische Auseinandersetzung mit grossen Fragen, die uns auch heute noch helfen, persönliche und gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern.»

Griechisch wird wenig nachgefragt

Bei der Überarbeitung des Schwerpunktfach-Katalogs im Bereich Sprachen habe das Wahlverhalten der Schülerinnen und Schüler eine zentrale Rolle gespielt, wie das Zürcher Mittelschul- und Berufsbildungsamt auf Anfrage mitteilt: «Die Zahlen zeigen, dass Griechisch nur noch von einer sehr kleinen Zahl von Schülerinnen und Schülern gewählt wird: Im Schuljahr 2022/23 haben von den knapp 2900 Maturandinnen und Maturanden lediglich 13 mit dem Schwerpunktfach Griechisch abgeschlossen.» Weiter heisst es in der Stellungnahme: «Sprachen, die nicht als Schwerpunktfach angeboten werden, könnten beispielsweise als Ergänzungsfach angeboten werden.»

Derzeit ist allerdings noch nichts entschieden. Die Vorschläge gehen zunächst in die Vernehmlassung. Ein definitiver Entscheid wird im Sommer nächsten Jahres erwartet.

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