Mysteriöser Diebstahl auf dem Grund des Bodensees! Eine 800 Kilogramm schwere Gin-Kugel ist wie vom Erdboden verschluckt. Dabei war der Alkoholbehälter an einem Betonsockel befestigt. Der Besitzer geht davon aus, dass Diebe zugeschlagen haben. «Das waren absolute Vollprofis», sagt Cello Fisch, der Geschäftsführer von Ginial. Die Bergung der 230 Liter sei nur mit ganz speziellem Equipment möglich.
Seit drei Jahren produzieren Fisch und sein Team den Bodensee-Gin. Für 100 Tage lassen sie das Getränk auf dem Seegrund. Dadurch erhalte es ein ganz spezielles Aroma. Ein Grossteil der 395 Flaschen gingen im Vorverkauf weg. Auch die selbst gemachten Seesäcke sowie Etiketten lagen bereit. Bis zu einem verhängnisvollen Tauchgang am vergangenen Mittwoch.
Prominente Unterstützung bei der Suche
Die Koordinaten stimmten. Der Schwimmkran war bereit. Der Taucher legte los. Erster Tauchgang. Nichts. Zweiter Tauchgang. Nichts. Dritter Tauchgang. Wieder nichts. Panik machte sich breit. «Der Gin war unauffindbar.» Am nächsten Tag setzten sie die Suche fort. Diesmal mit zwei Tauchern. Wieder fanden sie nichts.
Weitere 24 Stunden später erhielten sie prominente Unterstützung. «Der Berufstaucher Roger Eichenberger sprang uns zur Seite. Er fand unter anderem das Armeeflugzeug K+W C-35, das 1941 in den Vierwaldstättersee gestürzt ist.» Doch auch er entdeckte nur die Abdrücke des eigentlichen Standorts der Kugel. Gleich erging es der Seepolizei. Jetzt hofft Fisch auf die Hilfe von Zeugen. «Die Stelle ist nicht weit von der Seepromenade entfernt.»
Und wer kommt für den Schaden auf? Eine Versicherung? «Es sieht sehr schlecht aus. Der Versicherung ist kein solcher Fall bekannt, weshalb verschiedene Abklärungen getroffen werden müssen.» Den Kunden wurde angeboten, die nummerierte Flasche – inklusive Seesack – zum Selbstkostenpreis zu kaufen. «Die Rückmeldungen sind positiv – wenigstens etwas Erfreuliches.»
«Stell dich»
«Wir sind sehr enttäuscht. Es ist unsere Herzensangelegenheit», sagt Cello Fisch von Ginial an einer kurzfristig anberaumten Medienkonferenz am Mittwochnachmittag. Könnte er sich direkt an den Dieb wenden, würde ihnen raten, ihr Gesicht zu zeigen: «Stelle dich. Wir hegen keinen Groll.» Denn die Natur alleine habe die Kugel nicht verschieben können. Das sei ihnen von Experten gesagt worden, so Fisch: «Wir haben einen speziellen Betonsockel giessen lassen, der über 500 Kilo wiegt.» Jemand habe die Kugel absichtlich gestohlen. Mittlerweile ist auch die Kantonspolizei Thurgau auf den Plan gerufen worden und ermittelt nun in alle Richtungen, wie ein Mediensprecher bestätigt.
Wie die ganze Schweiz, fragen sich auch Cello Fisch und seine Geschäfts- und Lebenspartnerin Jenny Strohmeier, wer auf die abwegige Idee kommt, eine Kugel mit Gin aus einem See zu klauen. «Lustigerweise hat mir erst heute jemand erzählt, dass es in Argentinien ebenfalls zu einem solchen Vorfall gekommen sei», sagt Strohmeier. Dort handelte es sich aber um versenktes Bier, das in einem gesunkenen Schiff vor sich hin reifte.
Ob die beiden sich noch einmal trauen, Gin im Bodensee zu versenken, steht derweil noch in den Sternen. «Wir müssen erst mal Gras darüber wachsen lassen und das ganze verdauen. Dann schauen wir weiter», sagt Fisch.