Vanessa Schuler (35) aus Lengnau AG bekam vergangenen Herbst eine Schock-Diagnose: Während sie mit Zwillingen schwanger ist, erfährt die Schweizerin, dass sie hochaggressiven Brustkrebs hat. Der Mutter reisst es den Boden unter den Füssen weg. «Wir waren geschockt, es flossen viele Tränen», sagte sie im Januar zur «Aargauer Zeitung». Schuler muss sofort mit einer Chemo-Therapie anfangen.
«Viele sagten mir: ‹Bei dir sieht das aus wie bei einem Spaziergang.› Aber das war überhaupt nicht so», erzählt sie. Während der Risikoschwangerschaft fielen Schuler die Haare aus und die Therapie zehrte an ihren Kräften. Sie sagt: «Ich habe zwar stets versucht, das Beste aus der Situation zu machen und optimistisch zu bleiben, aber das war nicht immer so einfach.»
Mit fortschreitender Schwangerschaft häuften sich auch die Behandlungstermine. Im Dezember unterzog sich Schuler 16 Zyklen Chemotherapie. Dann musste sie jede Woche ins Spital. Ihr Mann David (34) arbeitete damals noch Vollzeit. Aus ihrem Umkreis bekam die Familie ganz viel Unterstützung, auch bei der Betreuung des Sohnes und der Tochter.
Dank Crowdfunding einer Kollegin konnte David sein Pensum reduzieren. «Wir sind unglaublich dankbar und berührt über die grosse Anteilnahme. Die finanzielle Unterstützung hat uns viele Sorgen abgenommen und uns in der schwierigen Situation sehr geholfen», sagt Schuler. Dadurch konnten Hilfsdienste wie das Rote Kreuz, zusätzlich Spitex, Kinderbetreuung und alles, was das Leben der Familie erleichtert, bezahlt werden.
Maeve und Lou kommen gesund zur Welt
Doch dann erfuhr Familie Schuler, dass ein Zwilling nicht mehr wächst. «Kopfumfang, Grösse, Gewicht – fast alle Werte waren zu tief und lagen leider im roten Bereich», berichtet Schuler. In der 36. Schwangerschaftswoche entschieden sich die Eltern des Kindes für einen Kaiserschnitt. Es war eine nervenaufreibende Zeit. «Wir haben mit allem gerechnet, wussten nicht, wie es den Zwillingen geht. Wir machten uns enorm viele Gedanken», sagt sie im Gespräch mit dem «Badener Tagblatt». Am 28. April kommen die beiden Mädchen Maeve und Lou gesund zur Welt.
«Sie waren zwar klein, eines der Mädchen war nur 41 Zentimeter gross und 1,7 Kilogramm schwer. Sie konnten aber selbständig atmen, brauchten nur ein bisschen zusätzliche Wärme», berichtet die vierfache Mutter. Stolz sagt sie: «Lou und Maeve sind unsere beiden Wundermädchen.»
Vier Tage nach der Geburt durfte Schuler mit den Zwillingen nach Hause. Kurz darauf musste sie erneut ins Spital, ein kleiner Resttumor war noch immer in ihrem Körper. Über fünf Wochen lang musste sie täglich zur Strahlentherapie. Seit Juli hat sie die Chemo-Therapie beendet und es geht ihr besser, doch sie kämpft weiter. «Leider kann ich noch nicht sagen, dass ich geheilt bin», so Schuler. Aktuell unterzieht sie sich zwei Immuntherapien. «Ich mache alles dafür, gesund zu werden und für meine Kinder da zu sein», sagt die Mutter. Und: «Man weiss nie, wie lange das Leben dauert, deshalb versuche ich, jeden Moment zu geniessen.» (jwg)
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