Das leere Versprechen der Diät
Der Stoff(wechsel) zur Traumfigur

Wie schön wäre es, wenn wir nicht mehr dauerhaft unser Wunschgewicht erreichen würden? Die schlechte Nachricht: Dem kurzen Erfolgserlebnis nach einer Abmagerungskur folgt meist der Frust, die Kilos kommen zurück. Die gute: Man kann etwas dagegen tun.
Publiziert: 09.08.2019 um 19:14 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2019 um 14:04 Uhr
Eine richtige Ernährung macht Diäten überflüssig.
Foto: Mauritius Images
Sandra Teuber

Straff und sexy ohne Crashdiät», «Endlich schlank ohne Hungern», «3 Kilo weniger in einer Woche» -Abnehmen ist kinderleicht. Wenn man der Werbung glaubt. Die Realität sieht jedoch anders aus: Fast jeder zweite Schweizer ist übergewichtig. Wir werden immer dicker statt dünner. Trotz Gesundheits- und Diät-Boom. Oder gerade deshalb? Das jedenfalls sagen immer mehr Wissenschaftler und behaupten: Es spielt keine Rolle, mit welcher Schlankheitskur man überflüssige Pfunde bekämpft, langfristig funktioniert sowieso keine einzige.

Wie funktioniert Abnehmen?

Die meisten Fastenkuren führen statt zu dauerhaftem Erfolg nur zu einem Jojo-Effekt: Laut Statistik schnellt die Waage bei 80 bis 90 Prozent der Personen kurz nach der Diät wieder nach oben. Meist sogar über das einstige Gewicht hinaus. Dies passiert nicht ohne Grund. Wenn die Kalorienzufuhr im Rahmen einer Diät zu stark gedrosselt wird, glaubt der Körper, einer vermeintlichen Hungersnot entgegenwirken zu müssen. Er schaltet den Stoffwechsel auf Energiesparmodus und reduziert den Grundumsatz. Unter dem Grundumsatz versteht man den Bedarf jener Energie, die ein Mensch im Ruhezustand, bei leerem Magen und einer Umgebungstemperatur von 28 Grad benötigt, um die lebensnotwendigen Stoffwechselfunktionen aufrechtzuerhalten.

Das Fiese daran ist jedoch: Beginnt man nach einer Diät wieder normal zu essen, dann bleibt der Energiebedarf auf Sparflamme stehen. Amerikanische Wissenschaftler stellten fest, dass sich der Grundumsatz aller 14 Teilnehmer der TV-Abnehmshow «The Biggest Loser» nach deren 30-wöchigem Diätprogramm von durchschnittlich 2600 Kalorien auf 2000 Kalorien reduzierte. Sechs Jahre später hatten 13 von 14 Kandidaten noch immer denselben verringerten Energiebedarf, ihr ursprüngliches Gewicht aber längst zurück.

Stoffwechsel

Als Stoffwechsel bezeichnet man die Gesamtheit aller chemischen Prozesse in Lebewesen. Was wir essen, muss zerkleinert, verarbeitet und in Nützliches und Unbrauchbares sortiert werden. Das Nützliche muss verteilt und zu den einzelnen Zellen im Körper transportiert werden, während das Unnützliche ausgeschieden wird. Der Stoffwechsel versorgt den Körper mit Energie, die es ihm ermöglicht, seine lebenswichtigen Funktionen am Laufen zu halten und Körpersubstanz aufzubauen (wachsen, zunehmen, regenerieren).

Als Stoffwechsel bezeichnet man die Gesamtheit aller chemischen Prozesse in Lebewesen. Was wir essen, muss zerkleinert, verarbeitet und in Nützliches und Unbrauchbares sortiert werden. Das Nützliche muss verteilt und zu den einzelnen Zellen im Körper transportiert werden, während das Unnützliche ausgeschieden wird. Der Stoffwechsel versorgt den Körper mit Energie, die es ihm ermöglicht, seine lebenswichtigen Funktionen am Laufen zu halten und Körpersubstanz aufzubauen (wachsen, zunehmen, regenerieren).

Ankurbeln des Stoffwechsel als einzige Möglichkeit

Warum dem so ist, wollen israelische Wissenschaftler herausgefunden haben: Offenbar spielt die Darmflora hierbei eine entscheidende Rolle. Im Tierversuch führte Übergewicht bei Mäusen zu einer Verschiebung der Bakterienzusammensetzung im Verdauungstrakt. Ehemals pummelige Nager, die mit Diäten äusserlich auf rank und schlank getrimmt worden waren, blieben innerlich im Darm auf dick programmiert, was sowohl ihren Energiehaushalt als auch ihren Stoffwechsel negativ beeinflusste.

Mit der Erkenntnis waren die Forscher in der Lage, das Mikrobiom des Verdauungstrakts bei den entsprechenden Mäusen wieder zu normalisieren. Allerdings dauerte der Prozess fünf Mal so lang wie davor die Mast und die darauffolgende Diät. Und für Menschen gibt es bis anhin noch keine Behandlungsmöglichkeit bezüglich Darmbakterien. Für alle, die nicht mehr abnehmen können, weil zahlreiche Diäten ihren Grundumsatz aus dem Takt gebracht haben, bleibt das gezielte Ankurbeln des Stoffwechsels deshalb vorerst die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass der Körper nicht mehr jede verfügbare, überschüssige Energie als Fett abspeichert.

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Gesunder Lebensstil ist gefragt

Zwar ist bewiesen, dass auch genetische Faktoren eine Rolle spielen, ob man zu den guten Futterverwertern zählt oder nicht. Allerdings bestimmen die Gene nur zu 30 Prozent, wie der Stoffwechsel verläuft. «Der weitaus grössere Teil lässt sich durch den Lebensstil beeinflussen», sagt Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit an der Sporthochschule Köln. In seinem Buch «Das Turbo-Stoffwechsel-Prinzip» veranschaulicht er, wie man es schaffen kann, den Körper dauerhaft auf schlank umzustellen. Dazu gehören tägliches Krafttraining, eine eiweissreiche Ernährung, weniger Stress, viel Schlaf und regelmässige Essenszeiten.

Wem diese Massnahmen zu eingreifend erscheinen, kann immer noch die Heizung im Schlafzimmer oder im Büro herunterschrauben. Eine der wichtigsten Aufgaben des Stoffwechsels ist es nämlich, den Körper auf einer konstanten Temperatur von etwa 36,6 Grad zu halten. «Je kälter wir sitzen, desto mehr muss er dafür arbeiten», sagt Stoffwechsel-Experte Froböse. Der einfachste Trick aber ist, öfter mal tief durchzuatmen – idealerweise an der frischen Luft. Sauerstoff ist das Lebenselixier der Zellen und kurbelt den inneren Motor an. Und wenns nichts nützt, so schadet es wenigstens nichts.

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iStock

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