Es war eine kleine Revolution, die der Nationalrat vor knapp zwei Wochen beschlossen hat: Väter in der Schweiz erhalten künftig zwei Wochen Ferien nach der Geburt ihres Kindes. Bis anhin hatten sie gerade mal Anspruch auf einen einzigen Tag.
Doch so historisch der Entscheid für gewisse sein mag, er ist erst der Anfang. Der Ruf nach grosszügigeren Elternzeit-Modellen wird lauter. Am aussichtsreichsten ist die Initiative für einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub, die bereits auf dem Tisch liegt.
Dass deren Chancen gar nicht mal so schlecht stehen, zeigt jetzt eine noch unveröffentlichte Umfrage, die dem SonntagsBlick vorliegt. Laut der repräsentativen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Marketagent Schweiz lehnen die Stimmbürger den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub ab – denn sie wollen mehr. Lediglich zwölf Prozent der Befragten geben sich mit der vom Parlament beschlossenen Variante zufrieden.
Väter wollen sich um Kinder kümmern
Der Mehrheit geht diese abgespeckte Version zu wenig weit. Sie sprechen sich entweder für vier Wochen Papi-Zeit aus (29 Prozent) oder gar für das von Linken angestrebte Modell der Elternzeit (25 Prozent). Letzteres will den bestehenden Mutterschaftsurlaub durch einen Elternurlaub ersetzen. Das heisst: Je 14 Wochen für Väter und Mütter. Zusätzlich soll es zehn Wochen geben, welche die Eltern untereinander aufteilen können.
Weitere 18 Prozent der Befragten befürworten grundsätzlich einen Vaterschafts- oder Elternurlaub, wissen aber nicht, welcher Variante sie den Vorzug geben würden.
Gut möglich also, dass der vom Parlament abgesegnete Kompromiss schon bald wieder Geschichte ist. Die Initianten des Vierwochen-Modells entscheiden bis am 2. Oktober, ob sie ihr Begehren zurückziehen oder das letzte Wort dem Volk überlassen.
Kommt hinzu: Die SP hat bereits eine Initiative angekündigt, die 38 Wochen bezahlte Elternzeit im Gesetz verankern will. Nur so werde ermöglicht, dass sich beide Elternteile von Geburt an gleichermassen um das Kind kümmern können, sagt die Berner SP-Nationalrätin Nadine Masshardt.
Dies ist laut der Umfrage von Marketagent denn auch der Hauptgrund, warum die Mehrheit sich für einen längeren Papi-Urlaub ausspricht. Die Gegner hingegen argumentieren vor allem mit den Kosten. 57 Prozent von ihnen sind der Meinung, dass ein ausgedehnter Vaterschaftsurlaub die Wirtschaft mit zusätzlichen Abgaben belasten würde und die Unternehmen damit vor «grosse organisatorische Herausforderungen» gestellt würden.