Es war eine emotionale und hitzige Debatte. Von zehn Uhr morgens bis sechs Uhr abends (mit zwei Stunden Mittagspause) debattierten die Nationalräte gestern über die Gretchenfrage der Familienpolitik: Wie hast du es mit den Papi-Ferien?
Die Volksinitiative, die unter anderen der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse und die Frauendachorganisation Alliance F lanciert haben, fordert vier Wochen, also 20 Arbeitstage.
Und die Wogen gingen hoch, 60 Redner traten ans Pult – rund ein Viertel des Rats. Dann folgte die grosse Parlamentskammer dem Ständerat und stimmte mit 129 zu 62 für eine abgeschwächte Zwei-Wochen-Variante.
«Nicht mehr arbeiten bis zum Herzinfarkt»
Der indirekte Gegenvorschlag zur Maximalforderung fand auch im liberalen Lager Unterstützer. «Die heutigen Generationen verstehen unter Lebensqualität etwas anderes als wir», sagte etwa FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann (56, ZH). Sie wollten nicht mehr nur arbeiten bis zum Herzinfarkt, sondern das Familienleben leben.
Die Hauptgegner der Papi-Ferien in der SVP-Fraktion sorgten derweil für Raunen in den Rängen. «Ich habe nach der Geburt meiner zwei Kinder nicht das Bedürfnis verspürt, vier Wochen lang Tag und Nacht mit ihnen zusammen zu sein», sagte etwa SVP-Hardliner Andreas Glarner (56, AG). «Aber ich hatte auch eine tüchtige Frau.»
Die SP wiederum überbot sich mit Anträgen für bis zu einem Jahr Elternzeit. Darob liess sich FDP-Portmann zu folgender Aussage verleiten: «Wenn so etwas durchkäme, würde ich mein Berufsengagement ändern und Samenspender werden», meinte er am Rednerpult. «Bis zu meinem AHV-Alter würde ich alle zwei Wochen Vater werden. Das wäre eine tolle Kombination mit meiner Arbeit als Politiker.» Er schob nach, dass dies «eine unseriöse Antwort auf einen unseriösen Vorschlag» sei.
Papi-Ferien sind schon veraltet
Papi-Ferien-Initiant Adrian Wüthrich (39, BE) nervte sich zunächst, meinte dann aber zu BLICK: «Die Samenspende-Aussage von Herrn Portmann fand ich in der Debatte voll deplatziert. Immerhin hat er dem Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen zugestimmt. Ich bin also milde gestimmt», so der SP-Nationalrat und Travailsuisse-Präsident.
Und was tut Wüthrich nun mit seiner Initiative? Ein Rückzug könnte der von der SP angedachten ausgedehnten Elternzeit nämlich helfen. «Wir werden am 2. Oktober entscheiden. Aber es stimmt: Der Vaterschaftsurlaub ist nur der Anfang – was wir wirklich wollen, ist eine Elternzeit. Und sollte das Volk die vier Wochen Vaterschaftsurlaub ablehnen, könnte sich die Diskussion um eine Elternzeit verzögern.»