Die Vorbereitung auf die Krise war mangelhaft, der Regierungsrat zu optimistisch – zu diesem Schluss kommt die Zürcher Corona-Subkommission. Diese Kommission hatte die Aufgabe, das Vorgehen des Kantons und seiner Regierung während der Pandemie zu untersuchen.
Dabei verteilt sie schlechte Noten: Vor allem der Regierungsrat habe die Lage im Juni 2020 als zu optimistisch beurteilt. Man habe die Probleme unterschätzt, die sich für eine langfristige Eindämmung der Pandemie gestellt hätten.
Zu lasches Krisenmanagement im Sommer
Federführend in der Corona-Thematik ist im Kanton Zürich die Gesundheitsdirektorin Nathalie Rickli (44). Nach Ende der ausserordentlichen Lage kehrte der Kanton unter ihrer Führung schnell wieder zum «Regelbetrieb» zurück – zu zuversichtlich, findet die Corona-Kommission nun. Allgemein hatte sich der Kanton Zürich im Sommer 2020 zurückgehalten mit Massnahmen. So hielt man die Nachtclubs verhältnismässig lange offen – obwohl mehrere Superspreader-Fälle in Zürcher Tanzlokalen verzeichnet wurden.
Auch dass der Corona-Sonderstab bereits im Juni 2020 abgeschafft worden ist, bemängelt die Subkommission. Dies sei verführt gewesen, schreibt sie in ihrem Bericht. Der Regierungsrat gelangte wenige Wochen später und angesichts steigender Fallzahlen auch zu dieser Ansicht: Der Corona-Sonderstab wurde am 10. Juli, kurz vor den Sommerferien, wieder eingesetzt.
Keine Harmonie im Zürcher Regierungsrat
In dieser Zeit trat der Regierungsrat bereits nicht mehr als harmonisches Team auf. Meinungsverschiedenheiten und Sticheleien zwischen einzelnen Mitgliedern machten Schlagzeilen – so etwa Justizdirektorin Jacquelin Fehr (57), die sich vehement gegen eine Maskenpflicht wehrte.
Besser lief es dem Kanton und seiner Regierung in der ausserordentlichen Lage im Frühling. Regierungsrat und Verwaltung hätten damals die Krisensituation weitgehend in der ordentlichen Organisation und den üblichen Prozessen bewältigen können.
Dennoch: «Ungenügend vorbereitet», lautet das Fazit in zwei Worten.
Empfehlungen für die nächste Pandemie
Als Ergebnis ihrer Untersuchung gab die Subkommission 16 Empfehlungen ab – quasi für die nächste Pandemie. Sie forderte unter anderem eine bessere Einbindung verschiedener Behörden in die Krisenorganisation und eine verbindlichere Pandemie-Vorbereitung. Zudem brauche es regelmässige Übungen zur Bewältigung von Krisensituationen.
Die Subkommission ist mit ihrer Arbeit noch lange nicht fertig. Zu einem späteren Zeitpunkt wird sie weitere Themen untersuchen, die sich im Laufe der Pandemie ergaben. Als Beispiele erwähnte die Kommission etwa das Contact Tracing, das bei Beginn der zweiten Welle rasch an den Anschlag kam und dann notfallmässig aufgestockt werden musste. Und auch das Gezerre um die Maskenpflicht im Kanton wird demnächst untersucht. (dbn/SDA)