Es war ein Triumph für die Tier- und Naturschutzorganisationen: Mit 51,9 Prozent Nein-Stimmen hat die Stimmbevölkerung das neue Jagdgesetz im September abgeschossen. Dieses hätte den Schutz des Wolfes und anderer geschützter Tierarten gelockert.
Den Sieg liessen sich die Gegner einiges kosten. Gut zwei Millionen Franken gebe man für den Abstimmungskampf aus, sagte Pro-Natura-Chef Urs Leugger (56) knappe zwei Wochen vor dem Tag der Abrechnung zu BLICK. Nun zeigt sich: Das war massiv untertrieben.
Aus 2 Millionen wurde mehr
In Tat und Wahrheit dürfte das Nein-Lager deutlich mehr Geld in die Kampagne gebuttert haben. Allein für Plakatwerbung, Inserate in Zeitungen und Online sowie Kinospots gaben die Gegner im August und September rund fünf Millionen Werbefranken aus, wie aus einer Analyse der Marktforschungsfirma Media Focus hervorgeht. Sie spricht dabei vom sogenannten «Werbedruck». In der Berechnung sind Sonderkonditionen wie Mengenrabatte nicht berücksichtigt. Allerdings auch nicht Ausgaben beispielsweise für Versände oder Social-Media-Werbung.
Die fünf Millionen sind etwa gleich viel, wie die SVP laut Media Focus in Werbung für die Begrenzungs-Initiative gesteckt hat.
Gegner investierten deutlich weniger
Ein deutlich kleineres Budget hatten die Jagdgesetz-Befürworter, zu denen unter anderem der Verband Jagd Schweiz und der Bauernverband gehörten. Auf 1,3 Millionen Franken bezifferten sie ihr Kampagnenbudget. Das stellt sich im Nachhinein angesichts der Media-Focus-Daten als realistisch heraus.
Damit war das Jagdgesetz die Vorlage, bei der vergangenen September das grösste finanzielle Ungleichgewicht zwischen den beiden Lagern und ihrem Kampagnenbudget bestand. Die Unterschiede sind noch grösser als bei der Begrenzungs-Initiative.
«Unschön, wenn man nicht dazu steht»
Dass das Budget von Pro Natura und anderen Organisationen deutlich grösser ist als kommuniziert, hatten die Jagdgesetz-Befürworter bereits vor der Abstimmung behauptet. Eine solche Kampagne, wie sie das Land sah, mit zwei Millionen Franken zu finanzieren, sei «absolut unmöglich», sagte Urs Schneider (62), Vizedirektor des Schweizerischen Bauernverbands, kurz vor der Abstimmung zur «Bauernzeitung».
Nun darauf angesprochen, betont Schneider, man wolle kein schlechter Verlierer sein. Er erachte es als legitim, viel Geld für einen Abstimmungskampf einzusetzen. «Unschön ist aber, wenn man nicht dazu steht.»
Das Nein-Komitee wehrt sich gegen den Vorwurf, bewusst falsche Zahlen kommuniziert zu haben. «Die Media-Focus-Zahlen entsprechen nicht den effektiv für das Nein investierten Geldern», sagt Pro-Natura-Chef Leugger. Rechne man die kantonalen Aktivitäten mit ein, habe man rund drei Millionen Franken in Werbemassnahmen gesteckt.