Superreiche sind scharf auf Flüge mit Privatjets: Wie eine Analyse im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace ergab, starteten letztes Jahr in der Schweiz über 35'000 Privatjets. Das ist ein Plus von 62,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sie verursachten damit 166'000 Tonnen CO2. Das entspricht den durchschnittlichen CO2-Emissionen sämtlicher Einwohner der Stadt Freiburg pro Jahr.
Am liebsten düsten die Privilegierten die Strecke zwischen Genf und Paris in ihren Luxus-Flugzeugen. Diese Entwicklung kritisiert Greenpeace laut.
«Die Zunahme von Flügen mit Privatjets ist stossend und zutiefst ungerecht: Während sich viele Menschen um die Zukunft ihrer Kinder sorgen und versuchen, den Konsum und ihre Emissionen zu senken, kümmern die Erkenntnisse aus der Klimawissenschaft einige Superreiche nicht», sagt Nathan Solothurmann (41), Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz. Die Analyse zeige, dass die Reichen aus der Schweiz neben Genf besonders gerne Feriendestination wie Nizza anfliegen, so der Umweltwissenschafter.
«Dreckigste Form der Fortbewegung»
Dass Flugbenzin im Gegensatz zu allen anderen Treib- und Brennstoffen nicht besteuert werde, fördert das klimaschädliche Verhalten zusätzlich, so Solothurmann. Um die Klimakatastrophe abzuwenden, müssten die Treibhausgas-Emissionen rasch und drastisch gesenkt werden. «Privatflüge sind die dreckigste und energieintensivste Form der Fortbewegung und gehören darum verboten», so Solothurmann.
Flüge mit Privatjets sind bisher weder in der Schweiz noch in der EU reguliert. Das sei besonders verwerflich, weil sie pro Passagierkilometer das «umweltschädlichste Verkehrsmittel der Welt» sind. Gemäss Greenpeace sind Flüge mit Privatjets pro Passagier fünf- bis 14-mal umweltschädlicher als normale Linienflugzeuge.
Auch mehr Privatjets in Europa unterwegs
Doch nicht nur in der Schweiz steigen die Superreichen vermehrt ins Privatflugzeug. Wie die Auswertung zeigt, ist die Zahl der Flüge auch in der EU im letzten Jahr um 64 Prozent gestiegen. Bereits 2021 hat die Zahl der Privatflüge wieder das Niveau von vor der Coronakrise erreicht.
Durchgeführt wurde die Analyse vom Forschungsinstitut CE Delft. In die Statistik nicht eingeflossen sind Flugzeugtypen mit weniger als drei Sitzen. Ebenfalls nicht mitgezählt wurden Flüge von und zu Flughäfen ohne IATA-Code sowie Rundflüge. (sie)