«Mieterverband will Wohnraum beschränken – Vorstandsmitglied Badran aber wohnt grosszügig», titelte der «Tages-Anzeiger» am Donnerstag. Der Vorwurf: Die SP-Nationalrätin predige Wasser, trinke aber selbst Wein.
In der Diskussion um den knappen Wohnraum hatte der Mieterverband Schweiz unter anderem die Idee aufgeworfen, festzuschreiben, wie viele Personen in einer Wohnung einer bestimmten Grösse zu leben haben. Eine Einzelperson soll höchstens eine Zweizimmerwohnung belegen, zwei Personen höchstens eine Dreizimmerwohnung. Eine Fünfzimmerwohnung müsste an mindestens vier Personen vermietet werden.
Doch ausgerechnet die Jeanne d'Arc der Mieterinnen und Mieter, Jacqueline Badran (61), lebe gemeinsam mit ihrem Mann auf «mindestens 150 Quadratmeter». Auch Blick berichtete darüber.
«Grober Unfug»
Nur: Badran ist gar nicht dafür, die Wohnfläche pro Person zu beschränken. Sie wehrt sich vielmehr dagegen – und das nicht erst seit Donnerstag. Auf ihrem Blog schrieb sie schon am 18. Mai, dass das «grober Unfug» sei. Eine solche Beschränkung sei «ohne riesigen bürokratischen Kontrollaufwand gar nicht durchsetzbar, geschweige denn, dass so eine Forderung je mehrheitsfähig wäre».
Bewohnte lang nur ein Zimmer
Vor allem aber findet sie Wohnflächenlimiten falsch. «Man stelle sich vor, die Kinder sind ausgezogen und endlich kann die Mutter ein Yogazimmer kombiniert mit ihrem Büro einrichten – sich also verbessern. Die Alternative wäre, sie aus ihrem Zuhause zu verdrängen und in eine kleinere Wohnung zu zwingen», schreibt Badran. «Für mich eine Albtraumvorstellung.»
Wie Badran schreibt, habe sie selbst bis zum 14. Lebensjahr mit ihrer Mutter in einem Zimmer geschlafen, später bis zum Alter von 44 Jahren ein Zimmer von höchstens 20 Quadratmetern in Wohngemeinschaften gehabt. Als ein Mitbewohner ausgezogen sei und sie sein Zimmer habe dazumieten können, um sich ein Büro einzurichten, habe sie sich jedes Mal gefreut wie ein Kind, wenn sie nach Hause gekommen sei: «So sah echte Verbesserung meines Alltagslebens aus.»
«Zwang, das geht nicht»
Es spreche nichts dagegen, wenn man Wohnungen innerhalb von Genossenschaften tauschen würde, um Platz für junge Familien zu schaffen, findet die Zürcherin. «Aber Zwang? Nein, das geht nicht.» Zumal Leute, die eine Wohnung oder ein Haus gekauft hätten, davon nicht betroffen wären, Mieter hingegen schon.
Jetzt lebe sie mit ihrem Mann in einer grossen Wohnung, in der jeder auch noch sein Büro habe. «Wenn ich pensioniert werde, mache ich aus meiner 5,5-Zimmerwohnung wieder eine Wohngemeinschaft. Weil alles andere kann ich mir mit meiner Rente gar nicht leisten.»
Das zeige: Im Laufe des Lebens änderten sich die Bedürfnisse – auch beim Wohnraum. «Dies gesetzlich einzuschränken, beraubt die Menschen der Möglichkeit, sich zu verändern und zu verbessern, nimmt ihnen Perspektiven und Optionen.»