Polizistenvereinigung reicht Helvetia-Trychlern die Hand
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In einem Werbevideo:Polizistenvereinigung reicht Helvetia-Trychlern die Hand

«Wir für Euch»
Der Sprecher des Videos ist ein St. Galler Polizist

Die Kantonspolizei St. Gallen hat einen der Urheber des umstrittenen Videos identifiziert. Dem Mann drohen personalrechtliche Konsequenzen.
Publiziert: 27.10.2021 um 13:01 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2021 um 19:55 Uhr
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Am Walensee drehte die Gruppierung «Wir für Euch» ihre Videobotschaft.
Foto: Screenshot / Homepage «Wir für Euch»

Also doch! Hinter der Gruppierung «Wir für Euch» stehen tatsächlich Polizistinnen und Polizisten – zumindest sicher teilweise. Das Video hatte vergangene Woche für einiges Aufsehen gesorgt: Darin wird behauptet, dass immer mehr Polizisten nicht mehr gewillt seien, die verhängten Corona-Massnahmen vom Bund umzusetzen.

Das Video zeigt angebliche Polizeiangehörige, die am Ufer des Walensees posieren – untermalt von heroischer Rockmusik und in blinkendem Blaulicht zelebrieren sie den Handschlag mit Trychlern. Wegen der Corona-Schutzmassnahmen und vor allem auch wegen des Zertifikats sehen sie die Freiheit im Land in Gefahr.

Das Video selber gibt keinen Aufschluss über die Urheber, genauso wenig wie die dazugehörige Internetseite. Nun bestätigt die Kantonspolizei St. Gallen gegenüber SRF, dass ein Urheber des umstrittenen Videos als Korpsmitglied identifiziert worden ist. Der Mann habe sich selbst gemeldet.

Polizist hat sich krankgemeldet

Gemäss dem St. Galler Polizeisprecher Hanspeter Krüsi muss der Beamte mit personalrechtlichen Konsequenzen rechnen. Darüber entscheide aber nicht das Korps, sondern das zuständige Departement; dies sei noch offen. Der Beamte habe sich inzwischen krankgemeldet, wird Krüsi weiter zitiert. Deshalb könne ihm derzeit das rechtliche Gehör nicht gewährt werden. Das interne Verfahren ist so blockiert.

Erst mit der Bestätigung der St. Galler Kantonspolizei ist klar, dass hinter «Wir für Euch» tatsächlich zumindest teilweise Polizeibeamte stehen.

Der Verband Schweizerischer Polizeibeamter (VSPB) hatte Zweifel geäussert, da sich die Aktivisten hinter der Anonymität verstecken würden, bleibe das vorerst einfach eine Behauptung.

Hinweise gab es aber bereits zuvor: Anfang Oktober wurde durch die «Republik» bekannt, dass die Zürcher Kantonspolizei zwei Polizisten freigestellt hat, die der Gruppe angehören und aufgrund von Metadaten der «Wir für Euch»-Homepage aufgeflogen waren. Auf die Frage des Online-Magazins, wie viele Mitglieder sich der Gruppierung denn angeschlossen hätten, sagte einer der Polizisten: «Ich kann Ihnen nur sagen: deutlich mehr als zwei.»

Bereits vergangene Woche hatten Polizeikommandanten, der Präsident der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz sowie auch das Bundesamt für Polizei Fedpol scharfe Kritik an der Aktivität der Beamten geübt. (dba)

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