Auf einen Blick
- Krankenkassenprämien steigen 2025 um 6 Prozent
- Baume-Schneider erklärt das durch gestiegene Gesundheitskosten
- Die Bundesrätin wirbt für die Abstimmungsvorlage zur einheitlichen Finanzierung
Nein, es war kein angenehmer Auftritt für Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (60). Zum ersten Mal als Gesundheitsministerin musste sie die neuen Krankenkassenprämien verkünden. Es ist ein happiger Aufschlag: Mit sechs Prozent mehr steigt die mittlere Prämie auf 378.70 Franken pro Monat.
Für Erwachsene steigen sie um 25.30 Franken auf 449.20 Franken, für jugendliche Erwachsene von 19 bis 25 Jahre auf 314.10 Franken (+16.10 Franken) und für Kinder auf 117.90 Franken (+6.50 Franken). Die mittleren Prämien steigen in allen Kantonen. Spitzenreiter ist der Kanton Tessin, besser kommt weg, wer in Basel-Stadt wohnt. Zur Kantonsübersicht geht es hier.
Die unterschiedlichen Prämien in den verschiedenen Kantonen erklärt Baume-Schneider unter anderem mit demografischen Unterschieden. Auch in der Zusammenarbeit zwischen den Spitälern gebe es Unterschiede. Jedoch habe jeder Kanton eine eigene Realität.
Nächster Anstieg
Schon vor einem Jahr hatte der damalige Gesundheitsminister Alain Berset (52) ein happiges Plus verkündet. Nun steigen die Prämien erneut. Schuld daran sind die gestiegenen Gesundheitskosten. Diese müssten nun gedämpft werden, sagt die Bundesrätin. Hier hätte das Parlament einige Möglichkeiten. Als Beispiel nannte die Gesundheitsministerin das zweite Paket zur Kostendämpfung. Dieses ist momentan im Parlament hängig und enthält Massnahmen wie etwa Mengenrabatte bei Medikamenten, die viel Umsatz generieren. Der Bund rechnet mit einem Sparpotenzial von bis zu einer halben Milliarde Franken pro Jahr. «Das Parlament hat es in der Hand, Massnahmen zu beschliessen», sagt sie.
Den Prämienanstieg nutzte die Bundesrätin aber auch als Werbeblock für die Vorlage zur einheitlichen Spitalfinanzierung (EFAS), über die im November das Volk entscheidet. Sie hat das Ziel, dass ambulante Leistungen, stationäre Leistungen und Pflegeleistungen von Krankenkassen und Kantonen gemeinsam finanziert werden. Heute werden ambulante Behandlungen nur durch die Kassen und damit den Prämienzahler bezahlt. Baume-Schneider erhofft sich Einsparungen. «Um es klar zu sagen: Mit der einheitlichen Finanzierung werden die Prämienzahler entlastet.»
Runder Tisch einberufen
Dazu will die Bundesrätin auch einen Runden Tisch mit allen Akteuren des Gesundheitswesens durchführen. Klar ist aber: Die Diskussion über die steigenden Kosten im Gesundheitswesen dauert schon lange. Auch der Bund hat schon einiges probiert, was Anne Lévy, die Chefin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) an der Medienkonferenz mehrfach wiederholte. Mit regelmässigen Überprüfungen von Medikamentenpreisen, Förderung von Generika und Überprüfung von ausgewählten medizinischen Leistungen habe schon über eine Milliarde eingespart werden können.
Auch die Parteien sind sich nicht einig. In ersten Reaktionen zeigt sich die SP schockiert und forderten einen Prämiendeckel. Die Grünen fordern derweil einkommens- und vermögensabhängige Krankenkassenprämien. Beides Vorschläge, die im bürgerlichen Parlament einen schwierigen Stand haben.
Auch die Mitte-Partei fordert Reformen. «Das Gesundheitssystem ist zu einem Kartell geworden, in dem sich die Akteure gegenseitig decken und Kosteneinsparungen verhindern», schreibt Parteipräsident Gerhard Pfister. Auch die FDP wirbt für die EFAS-Vorlage. Sie senke die Gesundheitskosten und bringe bessere Medizin. Gleichzeitig greift die FDP die SVP an. «Wieso bekennt sich die SVP-Spitze nicht zur Reform – und setzt stattdessen ihrerseits auf sozialistische Rezepte?», fragt sie in einer Medienmitteilung.
Doch die verschiedenen Positionen zeigen: Mehrheitsfähige Massnahmen dürften schwierig werden. Eine «Grundversicherung light» lehnt Bundesrätin Baume-Schneider ab. Und so dürfte es möglicherweise nicht die letzte Prämienerhöhung sein, die Baume-Schneider verkünden muss.
Prämien steigen erneut – sechs Prozent mehr
Nachdem die Krankenkassenprämien schon dieses Jahr massiv gestiegen sind, geht es auch 2025 weiter nach oben. Das Wichtigste dazu in Kürze:
2025 steigt die mittlere Prämie für die obligatorische Grundversicherung im Schnitt um 6 Prozent. Die mittlere Monatsprämie beträgt durchschnittlich 378.70 Franken – was einen Anstieg um 21.60 Franken bedeutet.
Für Erwachsene steigen sie um 25.30 Franken auf 449.20 Franken, für jugendliche Erwachsene von 19 bis 25 Jahre 314.10 Franken (+16.10 Franken) und für Kinder auf 117.90 Franken (+6.50 Franken). – Auf der Website www.priminfo.ch kann man die eigene Prämie individuell berechnen.
Die mittleren Prämien steigen in allen Kantonen. Spitzenreiter ist der Kanton Tessin, besser kommt weg, wer in Basel wohnt. Zur Kantonsübersicht geht es hier.
Der effektive Prämienanstieg schätzt das Bundesamt für Gesundheit auf 5,5 Prozent, da bei einem Anstieg die Versicherten versuchen, selbst Kosten zu sparen, zum Beispiel indem sie eine höhere Franchisen wählen oder in ein alternatives Versicherungsmodell wechseln.
Die Prämien steigen erneut, weil auch die Gesundheitskosten erneut steigen. Für 2025 erwarten die Versicherer eine Kostensteigerung von 4,2 Prozent bei. Dazu tragen alle Kostengruppen, also ambulante Behandlungen beim Arzt oder im Spital, aber auch längere Spitalbehandlungen, die Medikamente und Pflegeheime bei. Die starke Kostenzunahme ist auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen, heisst es in der Medienmitteilung. «Neue Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten, aber auch eine Zunahme der nachgefragten Gesundheitsleistungen.
Diskussionen über Tarifstruktur
Momentan schwellt auch die Diskussion über die Tarifsstruktur. Man müsse rasch die Tarifstruktur beschliessen, sagt die Bundesrätin. «Sie wird vielleicht nicht optimal sein – aber man kann sie nach einem oder zwei Jahren anpassen. Das geht jetzt nicht.» Sie sei zuversichtlich. «Ich finde, es kann gut kommen.» Wenn sich die Branche nicht einige, müsse der Bundesrat entscheiden – was sie nicht gut fände.
Damit ist die Medienkonferenz beendet.
Baume-Schneider: Versicherte vermeiden Arztbesuch aus Kostengründen
Sie lade die Versicherten ein, weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch zu nehmen - sofern dies für ihre Gesundheit sinnvoll sei. Dies sagte Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider am Donnerstag. Sie wies darauf hin, dass auf der anderen Seite viele Versicherte aus Kostengründen zu spät eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
In der Fragerunde von Journalistenseite auf eine allfällige Überversorgung in der Bevölkerung angesprochen, sagte Baume-Schneider: «Es geht vor allem darum, Doppelspurigkeiten zu vermeiden.» Es seien nicht nur versicherte Personen, die mitunter zu viele Leistungen in Anspruch nehmen - sondern dazu würden auch die Anbieter im Gesundheitswesen beitragen. Hier könne beispielsweise das elektronische Patientendossier helfen.
«Man muss auch sehen, dass es viele Versicherte gibt, die aus Kostengründen auf einen Arztbesuch verzichten», sagte die Bundesrätin. Sie lade alle Versicherten ein, weniger Angebote zu konsumieren - sofern dies für ihre Gesundheit sinnvoll sei. (SDA)
Massnahmen brauchen Zeit
Baume-Schneider gibt zu, dass die Massnahmen zur Kostendämpfung Zeit brauchen. Sie erwähnt den Gegenvorschlag zur Prämien-Initiative, über die im Juni abgestimmt wurde.
BAG-Chefin Levy erwähnt, dass in den vergangen Jahren zum Beispiel bei Medikamenten die Preise schon gesenkt wurde. «Es ist ein ständiges daranbleiben.»
Grundversicherung «light» nicht im Vordergrund
Eine Grundversicherung «light» sei nicht im Fokus des runden Tisches im November, sagt die Bundesrätin auf Nachfrage eines Journalisten. Sie fokussiere auf negative Anreize im System und unnötige Doppelspurigkeiten.
Demografische Unterschiede
Im Tessin steigen die Prämien deutlich. Die Bundesrätin wird nach den Unterschieden in den Kantonen gefragt. Baume-Schneider erwähnt unter anderem die demografischen Unterschiede.
Wo könnten die Kantone mehr machen?
Ein Journalist fragt, wo die Kantone mehr machen könnten. Baume-Schneider sagt, sie habe regelmässigen Kontakt mit den kantonalen Gesundheitsdirektoren. Die Kantone würden schon viel machen. Baume-Schneider erwähnt unter anderem die Spitalplanung – gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass es nicht einfach sei, da es immer auch politische Mehrheiten brauche.
BAG-Chefin erklärt Massnahmen gegen hohe Kosten
Nun spricht BAG-Chefin Anne Levy. «Der Bund setzt sich seit Jahren dafür ein, die Kosten zu senken.» Sie spricht über Arzneimittelüberprüfungen. So hätte schon viel gespart werden können. Weitere Projekte laufen. Im ambulanten Bereich würden die Wirksamkeit und Zweckmässigkeit von Leistungen abgeklärt. Sie betreffen viele Bereiche.
«Wir müssen die Kosten dämpfen und eine gute Versorgung sichern», sagt Levy. Das zeige sich anhand der Diskussionen über den Medikamentenmangel. Ausnahmsweise könne der Bundesrat anordnen, die Preise nicht zu senken, wenn ein Engpass droht. Man habe aber bereits früher die Kosten gesenkt und es gehe «nicht um jene Medikamente, die jetzt für den Preisanstieg sorgen.»
Wichtig sei auch, dass die richtige Behandlung zur richtigen Zeit gemacht wird. «Das nicht zu viel und nicht zu wenig gemacht wird», erklärt die BAG-Chefin. Dazu habe das Amt ein Projekt gestartet. «Sie sehen, wir bleiben dran.»
Runder Tisch im November
Baume-Schneider will im November einen Runden Tisch mit allen Akteueren des Gesundheitswesen durchführen, um herauszufinden, wo Kostensenkungen möglich sein. «Wir müssen acht geben, dass das Leistungsniveau erhalten bleibt und auch bezahlbar bleibt.» Alle Akteure seien gefordert.
«Das Parlament hat es in der Hand»
Die Kosten müssten sinken. Sie sei überzeugt, dass das möglich sei, ohne das die Qualität leide. Baume-Schneider spricht über verschiedene Massnahmen, die die Kosten senken könnten «Das Parlament hat es in der Hand, Massnahmen zu beschliessen», sagt sie. Sie vertraue auf das Parlament. Als Beispiel nannte die Gesundheitsministerin das zweite Paket zur Kostendämpfung, das derzeit im Parlament beraten wird. Erste Massnahmen daraus waren bereits 2023 und 2024 in Kraft getreten. Im zweiten Teil nun sind Massnahmen enthalten wie etwa Mengenrabatte bei Medikamenten, die viel Umsatz generieren. Ferner die Stärkung einer koordinierten Gesundheitsversorgung. Der Bund rechnet mit einem Sparpotenzial von bis zu einer halben Milliarde Franken pro Jahr.
Dann spricht Baume-Schneider über die kommende Abstimmung im November, wo es um die einheitliche Finanzierung im Gesundheitswesen geht. Sie hat das Ziel, dass ambulante-, stationäre- und Pflegeleistungen von Krankenkassen und Kantonen gemeinsam finanziert werden. Heute werden ambulante Behandlungen nur durch die Kassen und damit den Prämienzahler bezahlt. Davon erhofft sie sich Einsparungen. «Um es klar zu sagen: Mit der einheitlichen Finanzierung werden die Prämienzahler entlastet.»
Medienkonferenz beginnt
Nun beginnt die Medienkonferenz mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider. Die Krankenkassen seien ein wichtiger Punkt im Budget von Familien. Sie betont, dass es sich bei den Zahlen (sechs Prozent mehr im kommenden Jahr) um Durchschnittswerte handelt.
Die Prämien folgen den Kosten, erklärt sie den Anstieg. Diese seien im vergangenen Jahr gestiegen. Neue Medikamente und Therapien haben dazu beigetragen, dazu kommt die Inflation.