Der Ukraine-Krieg schlägt sich an der Zapfsäule nieder: Die Preise für Benzin und Diesel steigen. Aber auch Heizöl und Gas werden teurer. Kommt hinzu, dass Russland mit einem Gas-Embargo droht.
Als Konsumentin oder Konsument steht man dieser Entwicklung fast schon ohnmächtig gegenüber. Oder doch nicht? Wer jetzt Benzin oder Erdgas einspart, schlägt Wladimir Putin (69) ein Schnippchen! Denn fossile Energieträger füllen Russlands Kriegskasse.
Blick erklärt, wie sich im Alltag fossile Energieträger einsparen lassen.
Beim Autofahren
Es muss ja nicht gleich der Totalverzicht aufs Autofahren sein. Trotzdem hilft es schon, das Auto mal stehen zu lassen und kurze Strecken zu Fuss oder per Velo hinter sich zu legen. Oder für längere Strecken den ÖV zu nutzen. Oder wie wärs, mit den Arbeitskollegen oder den Vereinsfreunden eine Fahrgemeinschaft zu bilden?
Wer auf das eigene Auto nicht verzichten will, kann auch auf treibstoffsparendes Fahren achten. Dazu gehört, möglichst rasch in einen höheren Gang zu schalten – ab 50 km/h ist der fünfte Gang locker machbar. Vor der Ampel oder beim Warten sollte man den Motor abschalten. «Im Leerlauf verbraucht ein Motor über 1 Liter Benzin pro Stunde», sagt Energie-Experte Felix Nipkow (43) von der Schweizerischen Energie-Stiftung.
Wichtig ist auch ein genügend hoher Reifendruck. Pro 0,1 Bar unter dem Idealwert steigt der Treibstoffverbrauch um ein Prozent. Zudem sollte unnötiger Ballast aus dem Auto entfernt werden. «Das Gewicht wird oft unterschätzt», so Nipkow. So werden etwa Ersatzreifen, Werkzeuge, Decken oder auch Einkäufe im Auto gelagert. Das schenkt mit der Zeit ein: «Pro 100 Kilogramm Zusatzgewicht ist ein Mehrverbrauch von rund 0,3 Litern pro 100 Kilometer zu erwarten.» Und schliesslich: Auch das Ausschalten von Klimaanlage oder Sitzheizung spart Benzin.
Langfristig rät Nipkow, auf Elektrofahrzeuge umzusatteln und kleinere Fahrzeuge zu wählen. «Das Eigengewicht spielt beim Verbrauch eine gewichtige Rolle», sagt er. «Und wenn ein Neukauf ansteht, sollte man sich überlegen, ob man wirklich noch ein eigenes Auto braucht oder ob es auch mit Car-Sharing und ÖV geht.»
In Deutschland forderte Greenpeace unter anderem ein vorübergehendes Tempolimit, um den Treibstoffverbrauch zu reduzieren. Dürfte auf deutschen Autobahnen nur noch 100 km/h gefahren werden und auf Landstrassen 80 km/h, könne man damit die Erdölimporte um 2,5 Prozent senken, so die Nichtregierungsorganisation.
Beim Heizen
«Eine Heizung sorgt mit gut zwei Dritteln für den grössten Energieverbrauch im Privathaushalt», sagt Nipkow. Hier gibts riesiges Sparpotenzial. Man muss ja nicht gleich frieren, aber die Raumtemperatur um ein, zwei Grad senken, geht oft ohne Komfortverlust. «Jedes Grad weniger spart sechs bis sieben Prozent Energie», erklärt Nipkow.
Ein wichtiger Faktor ist das richtige Lüften in der kalten Jahreszeit: Stosslüften – also alle Fenster zweimal täglich für ein paar Minuten zu öffnen – ist besser als stundenlang das Kippfenster zu öffnen. «Ein geöffnetes Kippfenster verbraucht bis zu 100 Liter Heizöl pro Saison», rechnet Nipkow vor.
Ein weiterer Tipp: Wer in die Ferien vereist, sollte die Heizung runterdrehen. Das lohnt sich schon ab einigen Tagen. Auch Ferienwohnungen sollten bei längerer Abwesenheit nicht unnötig beheizt werden.
Und auch hier gilt langfristig gesehen: «Wer seine Heizung ersetzen muss, sollte sich von fossilen Energieträgern verabschieden und auf erneuerbare Energien setzen», so Nipkow. «Und auch eine gute Wärmedämmung spart Energie.»
Beim Duschen
Nicht nur das Heizen kostet viel Energie, sondern auch der Warmwasserverbrauch – in Schweizer Haushalten werden 10 bis 25 Prozent der Energie dafür eingesetzt. Lieber Duschen statt Baden ist also angesagt. Und beim Duschen gibt es noch ein paar Zusatzkniffe: Möglichst kurz duschen – das Wasser beim Einseifen abstellen. Und weniger heiss duschen! «Fünf Minuten Duschen mit 40 Grad warmem Wasser verbrauchen rund drrei Deziliter Heizöl, bei 25 Grad ist es nur halb so viel», so Nipkow. Zudem rät er zu einer Sparbrause, mit welcher der Wasserverbrauch von gut 18 auf 9 Liter pro Minuten halbiert wird – und entsprechend auch der Energieverbrauch für das Aufheizen des Wassers.
Oder wie wärs mal mit einer kalten Dusche, die ist gesund! Sie stärkt unter anderem das Immunsystem, fördert die Durchblutung und beugt Krampfadern vor.
Beim Essen
Auch beim Essen und Trinken lässt sich Benzin sparen – vor allem indirekt, indem etwa auf unnötige Transporte verzichtet wird. «Wasser ab dem Hahnen statt aus der Flasche ist der Klassiker, der Einsparfaktor beträgt etwa 1000», so Nipkow.
Bei den Nahrungsmitteln beeinflussen Produktionsart, Transportwege oder Transportart den Energieverbrauch. Per Flugzeug importierte Produkte erhöhen die Energiebilanz massiv. «Auch beheizte Gewächshäuser schenken ein», so Nipkow. «Als Faustregel gilt deshalb: Möglichst regional, saisonal, biologisch und pflanzlich essen.»
Und vielleicht hat man ja auch Platz für ein eigenes Gärtli!
Beim Reisen
Die Frühlingsferien stehen vor der Tür – und beim Reisen kann man den fossilen Energieverbrauch ganz schön drücken. Das heisst: Möglichst auf den Flieger verzichten, wenn möglich auch aufs Auto – und stattdessen mit dem öffentlichen Verkehr in die Ferne schweifen.
Wer zum Beispiel zu zweit von Zürich nach Paris reist, verbraucht laut SBB-Umweltrechner im Flieger umgerechnet 149 Liter Benzin pro Kopf. Im Auto sind es noch 99 Liter und per Zug gerade mal 7,4 Liter pro Person. Oder für Rom gilt: 194 Liter per Flugzeug, 133 Liter im Auto und 40 Liter per Zug – pro Kopf.
«Entscheidend ist, dass man nicht zu weit und mit dem richtigen Verkehrsmittel verreist», sagt Nipkow. «Ferien mit dem ÖV im Inland brauchen weniger Energie als ein Trip mit dem Flieger ins Ausland.»
Sparen schont das Portemonnaie
Die Beispiele zeigen: Im Alltag lässt sich mit wenigen Kniffen viel Benzin, Gas oder Öl sparen. Und auch wer Strom spart, sorgt für mehr Unabhängigkeit von Russland. «Ein Teil unseres Stroms stammt nämlich aus europäischen Gas- und Kohlekraftwerken», sagt Nipkow.
Energiesparen schadet zudem nicht nur Putins Kriegskasse, sondern hat auch sonst noch einen schönen Nebeneffekt. Es schont auch das Klima – und vor allem das eigene Portemonnaie!
Blick informiert im Ticker Live über die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine.
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