Weniger Serafe-Gebühren – Swiss Ski sieht Lauberhorn in Gefahr
Sportverbände laufen Sturm gegen Röstis Abbaupläne

Statt 335 nur noch 300 Franken Serafe: Der Bundesrat will bei der SRG den Rotstift ansetzen. Sportverbände warnen: Sie sehen darin eine «Gefahr für den gesamten Schweizer Sport».
Publiziert: 27.01.2024 um 00:09 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2024 um 10:43 Uhr
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Weltcup-Rennen wie in Adelboden Anfang Jahr sind Grossereignisse für SRF.
Foto: Sven Thomann
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Lea HartmannRedaktorin Politik

Eine Nation sass vor dem TV. Über eine Million Menschen fieberten auf SRF 2 mit, als Skistar Marco Odermatt (26) vor zwei Wochen am Lauberhorn seinen ersten Weltcupsieg in der Abfahrt ins Ziel brachte. 500'000 weitere verfolgten die legendäre Abfahrt im Onlinestream mit.

Kaum etwas schafft es, mehr Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Fernseher und die Smartphones zu locken, als Sport. Nun aber schlagen die Sportverbände Alarm: Sie fürchten um die Übertragung von Top-Events wie dem Lauberhornrennen oder Fussball-Weltmeisterschaften. Der Grund sind die SRG-Sparpläne von Medienminister Albert Rösti (56).

Statt 335 nur noch 300 Franken

Dieses Jahr befasst sich das Parlament mit der Halbierungs-Initiative, die die Radio- und TV-Gebühren – von denen ein Grossteil an die SRG fliesst – auf 200 Franken pro Haushalt deckeln will. Rösti, bis vor seiner Wahl in den Bundesrat selbst Teil des Initiativ-Komitees, muss jetzt die Haltung der Landesregierung vertreten und die Initiative bekämpfen. Eine problematische Ausgangslage.

Der Bundesrat findet die Halbierungs-Initiative zu extrem, will die SRG aber ebenfalls zum Sparen zwingen. Bis 2029 soll die Serafe-Gebühr für Haushalte von aktuell 335 Franken pro Jahr in zwei Etappen auf 300 Franken gesenkt werden, so der Plan. Zudem will Rösti die Konzession, also den Leistungsauftrag an die SRG, auf diesen Zeitpunkt hin anpassen.

«Gefahr für gesamten Schweizer Sport»

Bis Mitte nächster Woche haben betroffene und interessierte Kreise Zeit, Stellung zu den Abbauplänen zu nehmen. Die Reaktionen fallen teilweise heftig aus. Swiss Olympic, der Dachverband des Schweizer Sports, bezeichnet die geplante Gebührensenkung, vor allem aber die Anpassung der Konzession, als «Gefahr für die Sportberichterstattung der SRG und damit für den gesamten Schweizer Sport».

Jährlich produziere die SRG rund 800 Sportwettbewerbe. «Ein privates Medienhaus wäre kaum in der Lage, teure Sportproduktionen zu übernehmen, da sich mit der Sportberichterstattung in der Schweiz kein Geld verdienen lässt», gibt der Verband zu bedenken. Werbung und Sponsoring würden nur 10 bis 20 Prozent der Kosten decken.

900 Stellen sind laut SRG in Gefahr

Die SRG zittert nicht nur vor der Halbierungs-Initiative. Schon der viel weniger weit gehende Abbauplan des Bundesrats löst beim Schweizer Radio und Fernsehen grosse Nervosität aus.

Inwiefern die Sorgen der Sportverbände berechtigt sind, dazu äussert sich die SRG auf Nachfrage nicht. Es sei derzeit nicht möglich, konkret zu sagen, wo gespart werden muss, heisst es. Nur so viel: «Es werden alle Bereiche und Regionen betroffen sein.»

In einer Stellungnahme vergangenen September teilte das Medienhaus mit, dass die Reduktion des Budgets «unweigerlich negative Auswirkungen auf das Programm» hätte – «beispielsweise in den Bereichen regionale Informationen, Sportproduktionen, Koproduktionen von Schweizer Filmen und Musikaufnahmen sowie populäre Grossveranstaltungen».

Laut SRG-Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina (60) könnten mittelfristig 900 Stellen beim Radio und Fernsehen wegfallen. 170 Millionen Franken weniger würden jährlich in die SRG-Kasse fliessen. Dies bei einem Jahresumsatz von gut 1,5 Milliarden Franken. Das Unternehmen gibt dabei zu bedenken, dass sowieso schon Sparrunden anstünden, unter anderem, weil die Werbeeinnahmen zurückgehen.

Noch viel gröber wären die Konsequenzen fürs öffentlich-rechtliche Medienhaus bei Annahme der Halbierungs-Initiative. Das Anliegen stösst in der Bevölkerung auf relativ grossen Zuspruch. In einer Umfrage vor rund einem halben Jahr haben sich 61 Prozent der Befragten für einen Gebührendeckel bei 200 Franken ausgesprochen. (lha)

Die SRG zittert nicht nur vor der Halbierungs-Initiative. Schon der viel weniger weit gehende Abbauplan des Bundesrats löst beim Schweizer Radio und Fernsehen grosse Nervosität aus.

Inwiefern die Sorgen der Sportverbände berechtigt sind, dazu äussert sich die SRG auf Nachfrage nicht. Es sei derzeit nicht möglich, konkret zu sagen, wo gespart werden muss, heisst es. Nur so viel: «Es werden alle Bereiche und Regionen betroffen sein.»

In einer Stellungnahme vergangenen September teilte das Medienhaus mit, dass die Reduktion des Budgets «unweigerlich negative Auswirkungen auf das Programm» hätte – «beispielsweise in den Bereichen regionale Informationen, Sportproduktionen, Koproduktionen von Schweizer Filmen und Musikaufnahmen sowie populäre Grossveranstaltungen».

Laut SRG-Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina (60) könnten mittelfristig 900 Stellen beim Radio und Fernsehen wegfallen. 170 Millionen Franken weniger würden jährlich in die SRG-Kasse fliessen. Dies bei einem Jahresumsatz von gut 1,5 Milliarden Franken. Das Unternehmen gibt dabei zu bedenken, dass sowieso schon Sparrunden anstünden, unter anderem, weil die Werbeeinnahmen zurückgehen.

Noch viel gröber wären die Konsequenzen fürs öffentlich-rechtliche Medienhaus bei Annahme der Halbierungs-Initiative. Das Anliegen stösst in der Bevölkerung auf relativ grossen Zuspruch. In einer Umfrage vor rund einem halben Jahr haben sich 61 Prozent der Befragten für einen Gebührendeckel bei 200 Franken ausgesprochen. (lha)

Zahlreiche weitere Sportverbände drücken gegenüber dem Bundesrat ihre Besorgnis aus, so beispielsweise Swiss-Ski oder der Schweizer Fussballverband. Würden Sportveranstaltungen nicht mehr übertragen, werde es beispielsweise viel schwieriger, Sponsoren zu gewinnen. Die Existenz vieler Sportevents in der Schweiz stünde auf dem Spiel.

«Gerade bei kleineren Sportarten spielt SRF eine wichtige Rolle», sagt Diego Züger, Co-CEO von Swiss-Ski. Aber auch Grossanlässe wie die Ski-Weltcup-Rennen in Adelboden oder am Lauberhorn wären betroffen. Denn solche Produktionen unter freiem Himmel seien enorm aufwendig. «Übertragungen im Fernsehen geben Athletinnen und Athleten zudem Reichweite und begeistern den Nachwuchs», zählt Züger auf.

Auch Kantone und Städte wehren sich

Dass ausgerechnet die Sportverbände gegen die Pläne auf die Barrikaden gehen, kommt nicht von ungefähr. Dass die Übertragung von Grossveranstaltungen ernsthaft in Gefahr ist, darf zwar bezweifelt werden. Doch Rösti hat einer Medienkonferenz vergangenen November ausgeführt, dass insbesondere in den Bereichen Unterhaltung und Sport gespart werden soll. Die SRG müsse ihr Profil schärfen und solle Privaten weniger Konkurrenz machen, erläuterte er. Sie habe ihren Auftrag «verstärkt auf Information, Bildung und Kultur auszurichten». Die Sportverbände wollen mit ihrem Protest erreichen, dass möglichst wenig Geld beim Sport abgezwackt wird.

Auch mehrere Kantone und die Städte wehren sich gegen die geplante Schrumpfkur für die SRG – aus anderen Gründen. Der Kanton Graubünden befürchtet «erhebliche, nachteilige Auswirkungen auf den Service public», die Thurgauer Regierung warnt vor «weitreichenden und schwer vorhersehbaren Folgen». Glarus wehrt sich ebenfalls gegen die Gebührensenkung. Doch es sind nicht nur ländliche Regionen, die sich auflehnen. Auch der Städteverband lehnt die Kürzung «ausdrücklich» ab.

Der Bundesrat wird in den nächsten Monaten, nach Auswertung aller Stellungnahmen, definitiv über die Gebührenkürzung entscheiden. Er kann dies in Eigenregie tun, ohne Mitsprache des Parlaments. Auch den Leistungsauftrag legt er fest.

Der Bundesrat hat die TV-Fernbedienung fest in der Hand. Alle anderen müssen schauen, was er will.

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