Der SVP-Politiker und Nationalratspräsident Andreas Aebi (62) hat eine Anzeige am Hals. Der Vorwurf: Verstoss gegen das Tierschutzgesetz. Nicht, weil er selbst ein Tier gequält haben soll, sondern weil er nicht eingegriffen habe. Stein des Anstosses ist eine Zuchtvieh-Auktion, die im August in Langenbruck BL durchgeführt wurde und an der Aebi als Gantrufer amtete.
Dort wurde ein Stier am Nasenring durch die Arena geführt. Der Nasenring an sich verstösst nicht gegen das Tierschutzgesetz. Doch für die Gruppe Basel Animal Save war die Behandlung des Munis übermässig grob. Wie die «bz Basel» berichtet, hat Basel Animal Save nun Strafanzeige wegen Verstoss gegen das Tierschutzgesetz eingereicht – nicht nur gegen den Halter des Tieres, sondern auch gegen Aebi.
Vorwurf der Untätigkeit
Die Bilder seien schwer zu ertragen, so Olivier Bieli vom Vorstand der Organisation. Das Tier werde «mit schmerzverzerrtem Gesicht quer durch die Arena gezogen.» Es sei auch für Laien ersichtlich, dass es sich um Tierquälerei handle – zudem hätte auch ein Halfter zur Verfügung gestanden. Laut Bieli hätte der SVP-Politiker dem Missbrauch, der sich unmittelbar vor seinen Augen abgespielt habe, ein Ende setzen müssen.
Für Aebi ist die Anzeige «nicht nachvollziehbar», wie er gegenüber der Zeitung sagt. «Ich wüsste nicht, was ich falsch gemacht haben soll.» Er habe mit dem Tier nichts zu tun gehabt, die Anzeige dreieinhalb Monate später sei fraglich.
Zudem betont er, dass ein Stier einen Nasenring haben müsse. «Ich bin überzeugter Rinderzüchter und habe in diesem Feld alle notwendigen Ausbildungen.»
Der Ring ist vorgeschrieben
Tatsächlich ist der Ring ab 18 Monaten gar vorgeschrieben: So kann das Tier zurückgehalten werden, wenn es aggressiv wird. Laut «bz Basel» sei es trotzdem möglich, dass der Einsatz des Nasenrings übermässig hart war.
Die Baselbieter Staatsanwaltschaft bestätigt gegen der Zeitung, dass eine Anzeige eingegangen ist, es werde nun eine Vorprüfung durchgeführt. Aebi geniesst als Nationalrat Immunität, eine Strafuntersuchung wäre nur möglich, wenn diese aufgehoben wird. (gbl)