An den Landwirtschaftsschulen soll mehr Bio gelehrt werden
Ist die Bauern-Ausbildung veraltet?

Was soll die Bäuerin der Zukunft wissen und können? Aktuell wird ihre schulische Ausbildung überarbeitet. Doch noch herrscht Uneinigkeit darüber, wohin der Weg gehen soll.
Publiziert: 31.10.2021 um 13:32 Uhr
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Auf künftige Bäuerinnen und Bauern kommen grosse Herausforderungen zu.
Foto: Thomas Meier
Dana Liechti

Auf künftige Bäuerinnen und Bauern kommen grosse Herausforderungen zu. Gerade im Bereich Klima- und Tierschutz wird es neue Vorgaben geben, zudem sollen die Landwirte der Zukunft mit möglichst wenig Pflanzenschutzmitteln arbeiten.

Damit die Lernenden dafür gerüstet sind, steht derzeit eine Totalrevision der Bildungspläne für landwirtschaftliche Schulen an. Die Neuordnung soll 2023 in Kraft treten.

Im Zuge dieser Revision fordert Bio Suisse jetzt mehr Einfluss in den Schulen. Aktuell können angehende Bäuerinnen und Bauern im dritten Lehrjahr den Schwerpunkt «Bio» wählen. Der Dachverband der Organisationen der biologischen Landwirtschaft verlangt indes, dass es künftig zwei eigenständige Bio-Fachrichtungen geben soll. «Mit der steigenden Anzahl von Biobetrieben und Bio-Berufsabschlüssen braucht es diese Bildungsangebote zwingend», sagt Sprecher David Herrmann.

Veraltete Lerninhalte

Der Umweltökonom Ueli Bernhard, der sich seit Jahren mit der Ausbildung von Bäuerinnen und Bauern befasst, sieht das ähnlich: «Aktuell ist die Berufsbildung sehr stark konventionell ausgerichtet. Die Landwirte lernen zu wenig über die Bedeutung der Böden oder wie man mit neuen Phänomenen wie Starkregen und Hitzeperioden umgeht.»

Gegenwärtig werde viel zu wenig Fachwissen in den Bereichen Biodiversität oder Klimaschutz vermittelt – für künftige Bauern sei das ein Problem. Bernhard: «Es ist schlecht für sie, wenn sie nicht lernen, wie sie solche Probleme anpacken können.»

Grossen Handlungsbedarf in der Ausbildung sieht auch Markus Jenny, Präsident von Vision Landwirtschaft. Viele Probleme, die in der Landwirtschaft bestünden, hätten ihren Ursprung bereits in den Lehrplänen. Jenny: «Noch immer wird das Wachstumsprinzip gepredigt, also hohe Erträge, mehr Maschinentechnik, mehr Tiere, grössere Ställe, statt dass man den Lernenden ein ganzheitliches Denken vermittelt.» Ressourcenschonenden Anbausystemen zum Beispiel schenke man noch immer zu wenig Beachtung.

«Der Fokus liegt auf nachhaltiger Landwirtschaft.»

Zuständig für die Bildungspläne ist der Schweizer Bauernverband (SBV). «Dieser blockiert seit Jahren zeitgemässe Lehrmittel mit Ausrichtung auf Nachhaltigkeit», kritisiert Jenny.

Der Bauernverband beschwichtigt: Man werde diesen Lücken mit der Revision Rechnung tragen. So sollen künftig auch der Klimawandel und die Auswirkungen der Agronomie auf die Natur thematisiert werden. Petra Sieghart, Leiterin des Geschäftsbereichs Agriprof beim SBV, der für die Weiterentwicklung und Umsetzung der beruflichen Aus- und Weiterbildung von Landwirten verantwortlich ist, sagt es so: «Der Fokus liegt auf nachhaltiger Landwirtschaft.»

Auch die Forderung von Bio Suisse nach gesonderten Fachrichtungen würde derzeit diskutiert, erklärt Sieghart. «Jedoch möchten wir im schulischen Bereich das Wissen aus dem biologischen Landbau allen Schülern gleichermassen vermitteln und nicht nur jenen mit Fachrichtung Bio. So profitieren alle.»

Wie stark werden die Lehrpläne künftig tatsächlich auf Nachhaltigkeit und Bio fokussieren? Definitiv wissen das erst jene Lernenden, die ihre Ausbildung 2023 antreten.


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