Livio Rupp ist 16 Jahre alt – und schuftet trotzdem härter als die meisten. Seine Tage sind lang, seine Wochenenden kurz. Reich dürfte er trotzdem nie werden. Und obwohl der Bauernlehrling mit den anderen Landwirten und Landwirtinnen dafür sorgt, dass wir uns im Laden mit Milch, Kartoffeln oder Äpfeln eindecken können, schlägt seiner Berufsgattung nicht nur Wohlwollen entgegen.
Als die Pestizid-Initiativen zur Abstimmung standen, gab es zwischen den Bauern und dem Rest der Schweiz viel böses Blut. Nun ist es Zeit, wieder aufeinander zuzugehen. Und anzuerkennen, was die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Feldern und in den Ställen täglich leisten. Denn, ganz ehrlich: Nur die allerwenigsten von uns würden gern mit ihnen tauschen und diese harte Arbeit leisten wollen.
Was die von vielen ersehnten Veränderungen in der Landwirtschaft betrifft – biologischer, weniger Pestizide, mehr Tier- und Klimaschutz –, da sollten sich die Bauern natürlich beweglich zeigen. Aber wir müssen uns diesbezüglich auch alle an die eigene Nase fassen, entsprechend einkaufen und von der Politik mehr Konsequenz einfordern – etwa in der Kostenwahrheit von Produkten. Auch Livio hätte gern, dass sich die Bevölkerung mehr einmischt. Nicht in seine Arbeitsweise, aber in die Preispolitik der Verarbeiter und Detailhändler: Er ist überzeugt, dass die Preise, die sie für bäuerliche Erzeugnisse zahlen, nur dann fairer werden, wenn sich auch die Bevölkerung dafür starkmacht. Miteinander statt gegeneinander – das sollte jetzt die Devise sein.