Zwei Monate vor dem Tag der Entscheidung kommt der Abstimmungskampf zur Ehe für alle in die Gänge. Die Befürworterinnen und Befürworter gehen mit Taschen und Socken in Regenbogenfarben auf Stimmenfang. Und das gegnerische Lager hat jüngst seine Kampagnen-Sujets enthüllt.
Sie zielen voll auf das Thema Kindswohl, das sie bei Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in Gefahr sehen. Einerseits, weil homosexuelle Paare künftig adoptieren dürften, und andererseits, weil auch die Samenspende für lesbische Paare legalisiert werden soll. «Warum habe ich keinen Papa zum Spielen? Egoismus vor Kindeswohl?», heisst es beispielsweise, dazu ein Bild eines traurigen Bubs mit einem Fussball in der Hand.
Nach zwei Stunden gelöscht
Das Nein-Komitee hat die Sujets auf Facebook gepostet. Eines davon wurde allerdings umgehend entfernt – nicht von den Absendern, sondern von Facebook. «Nach bloss zwei Stunden wurde das Sujet mit der Begründung gelöscht, es verstosse gegen die Facebook-Standards zu ‹Hassrede›», teilt das Komitee mit. Die Löschung dürfte erfolgt sein, weil jemand – oder mehrere Personen – den Post gemeldet hatte.
Im gelöschten Post war ein weinendes Baby zu sehen, dazu in grossen Lettern: «Ich habe keine Mama!» Und darunter in etwas kleinerer Schrift: «Egoistische Homo-Adoptionen vor Kindeswohl?»
Nicht zum ersten Mal zensiert
Daniel Frischknecht (57), EDU-Präsident und Co-Präsident des Nein-Komitees, kann die Löschung nicht nachvollziehen. Die Begründung, es handle sich um Hassrede, sei willkürlich und «völlig aus der Luft gegriffen», regt er sich in einer Mitteilung auf. Er wirft Facebook vor, ein «Propaganda-Tool der LGBT- und Gender-Lobby» zu sein und unliebsame Meinungen zu unterdrücken.
Es ist nicht das erste Mal, dass Facebook Inhalte von Gegnern der Ehe für alle löscht, weil sie gegen die sogenannten Gemeinschaftsstandards verstossen. Im vergangenen Jahr entfernte der Techkonzern einen Aufruf der EDU, eine an den Ständerat gerichtete Petition mit dem Titel «Nein zur Homo-Pseudo-Ehe!» zu unterschreiben.
Im Wiederholungsfall wird Konto gesperrt
Facebook definiert Hassrede als «direkten Angriff auf Personen aufgrund geschützter Eigenschaften». Dazu zählt der Konzern unter anderem die ethnische oder religiöse Zugehörigkeit, die nationale Herkunft, Behinderung, Geschlecht oder sexuelle Orientierung. Unter einem Angriff wird beispielsweise gewalttätige oder menschenverachtende Sprache verstanden, schädliche Stereotypisierung, Beschimpfungen oder der Aufruf, Personen auszugrenzen oder zu isolieren.
Wer sich nicht an die Richtlinien hält, kann verwarnt werden. Im Wiederholungsfall schränkt Facebook die Posting-Rechte einer Person ein oder deaktiviert gar das Profil. So, wie das bei Ex-US-Präsident Donald Trump (75) passiert ist. (lha)