Verteidigungsministerin Viola Amherd (60) geht wandern, Bundespräsident Ignazio Cassis (61) erholt sich daheim im Tessin, Gesundheitsminister Alain Berset (50) fliegt mal kurz nach Frankreich – die Bundesrätinnen und Bundesräte sind derzeit in den Sommerferien.
Auch Energieministerin Simonetta Sommaruga (62) hatte ein paar Tage Erholung geplant. Doch daraus wird nun nichts, wie sie der «Schweizer Illustrierten» sagt: Eigentlich wäre sie mit dem Zug diese Woche privat für ein paar Tage an die Adria gefahren, verrät sie zum Schluss. Doch die Reise muss warten. «Die Lage ist zu ernst.»
Lagebeurteilungen jeden zweiten Morgen
Das liegt an der Unsicherheit. Zwar strömt seit Donnerstag wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 – aber weniger als vor der Abstellung wegen Wartungsarbeiten durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69). Und niemand weiss, ob dieser Europa nicht wieder den Gashahn abdreht. «Es sind hektische Tage», so Sommaruga zur «Schweizer Illustrierten».
Und so hält die Energieministerin jeden zweiten Morgen eine Lagebeurteilung mit ihrem Team ab – egal, ob sie sich nun in Prag beim Treffen der Umweltminister befindet oder in Berlin, wo gerade der Petersberger Klimadialog stattfand.
«Wir haben keine 20 Jahre mehr»
Die Schweiz, ist Sommaruga überzeugt, könne in der drohenden Energiekrise eine wichtige Rolle übernehmen – etwa mit dem Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance im Wallis. «Dass dieses Werk sehr viel Strom speichern kann, ist auf grosses Interesse gestossen.»
Doch die Schweiz muss auch noch Hausaufgaben machen: Sommaruga sagt, man habe sich zu lange auf Stromimporte verlassen. Nun müsse man vorwärts machen. «Wir haben keine 20 Jahre mehr, um über den Bau einer Staumauer zu ‹chären›, es muss vorwärtsgehen.» Ein Seitenhieb auf die Umweltverbände, die viele Ausbauprojekte mit Einsprachen blockieren.
Erholung findet die Bundesrätin beim Lesen und in ihrem Garten in Bern: «Letzte Woche habe ich die ersten Kartoffeln geerntet.» (sf)