Blick macht den Autogrammkarten-Test
Welcher Bundesrat hat die meisten Fans?

Blick hat online die Autogrammkarten aller sieben Bundesratsmitglieder bestellt. Eine Bundesrätin war am schnellsten, weil ein Bundesrat sparte. Und das beliebteste Regierungsmitglied hat etwas mit Fliegern zu tun – ist aber nicht Verteidigungsministerin.
Publiziert: 20.07.2022 um 15:59 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2022 um 13:55 Uhr
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Gratis und Franko: Von jedem Bundesrat kann man online eine Autogrammkarte bestellen.
Foto: Keystone
Sophie Reinhardt

Sie sind nicht so bekannt wie die Tennislegende Roger Federer (40), dennoch handelt es sich auch bei den Schweizer Bundesräten um Prominente. Deshalb verfügt jede Magistratin und jeder Magistrat über eine signierte Autogrammkarte, die online gratis bestellt werden kann.

Blick hat zeitgleich bei allen sieben Bundesratsmitgliedern ein Autogramm bestellt. Am schnellsten lag die Autogrammkarte von Viola Amherd (60) in unserem Briefkasten – sie ist ja schliesslich auch Sportministerin. Auf ihrer Karte lächelt die Walliserin vor einem Gebirgszug, der von blauem Dunst umgeben ist.

Zwei Tage später trifft auch die Karte von Bundesrat Ueli Maurer (71) ein – genau, auch er war einst Sportminister. Ein Blick aufs Couvert zeigt, dass Maurers heutige Mitarbeiter sogar als Erste zum Briefkasten eilten, aber den Umschlag nur mit B-Post frankierten – sparsam, wie sich das für Maurers Finanzdepartement gehört. Weil Amherds Departement momentan keine Geldsorgen plagen und man sich im VBS drum die fixe A-Post leistet, überholte ihre Autogrammkarte jene des Säckelmeisters.

Langsame Post von der Postministerin

Wochen später treffen auch die von Hand signierten Postkarten von Gesundheitsminister Alain Berset (50) und dem Vorsteher des Wirtschaftsdepartements, Guy Parmelin (62), beim Blick ein. Reichlich Zeit lassen sich Justizministerin Karin Keller-Sutter (58) und Postministerin Simonetta Sommaruga (62). Sommarugas Team braucht über zwei Monate, bis es ihre Karte abschickt. Ob es da noch Sinn macht, die Ankunft der Karte mit A-Post zu beschleunigen? Andererseits kann man der Postministerin den Zustupf an den gelben Riesen ja nicht übel nehmen.

Heikel sind übereilte Handlungen natürlich in der Diplomatie. Das erklärt wohl, weshalb die Karte des Herrn von weit über 100 Botschaften, also Aussenminsiter Ignazio Cassis (61), besonders viel Zeit brauchte. Sein Autogramm war auch zwei Monate nach der Bestellung noch nicht eingegangen. Auf Nachfrage bei der Medienstelle geht es dann aber schnell. Sie löst wohl eine Eildepesche aus, die in Rekordzeit – und vermutlich trotz Abstimmung mit Washington, London und Paris – sogleich persönlich Blick von einer Mitarbeiterin vorbeigebracht wird.

Und tatsächlich war die Weltdiplomatie schuld: «Aufgrund seiner sehr dichten Agenda, mit vielen Terminen und Verpflichtungen, unter anderem im Zusammenhang mit der Ukraine Recovery Conference in Lugano, war die Zeit jüngst sehr knapp, um die gewünschten Autogrammkarten zeitnah zu unterschreiben», begründet Cassis' Sprecher die Schneckenpost. Auch bei Sommaruga heisst es, die volle Agenda der Energieministerin, die gerade den Blackout abwenden muss, sei der Grund für die Wartedauer.

Top-Gun-Berset am gefragtesten

Die Pandemie scheint den Gesundheitsminister Berset nicht nur am bekanntesten, sondern auch beliebt gemacht zu haben: Bei keinem andern Bundesrat gingen letztes Jahr so viele Autogrammwünsche ein. Jetzt, wo er sich ein Top-Gun-Image zugelegt hat und sich in die militärischen Sperrzonen Frankreichs vorwagt, dürfte er die Bestellungen aus dem letzten Jahr locker überflügeln. 3520 seiner Karten waren 2021 angefragt worden. Somit versandte das Innendepartement pro Woche fast 70 der sehr dunkel gehaltenen Berset-Fankarten.

Auch hier war Maurers Departement sparsamer: gerade mal 40 Stück wurden pro Woche mit einer B-Briefmarke versehen. Aber: Noch zurückhaltender war man bei den Bundesrätinnen. Keller-Sutters Crew brachte wöchentlich nur 25 Stück zur Post. Und Amherds Truppen und Sommarugas Pöstler lieferten gerade mal 10 Stück pro Woche aus.

Und Ueli Maurer – es soll ihm ja nie mehr ein Bundesratsmitglied mangelnde Kollegialität vorwerfen – legte als einziger seiner Autogrammkarte noch das Bundesratsfoto bei.

Noch günstig zu ersteigern

Einen hohen Sammlerwert haben die Autogrammkarten der aktuellen Schweizer Bundesräte noch nicht. Ein Blick auf die Online-Auktionsplattformen zeigt: Karin Keller-Sutters und Bersets Autogrammkarte gibt es dort bereits für fünf Franken zu haben.

Teurer sind die Autogramme früherer Regierungsmitglieder. Etwa jene von Rudolf Gnägi (Bundesrat von 1966 bis 1979) kostet 35 Franken, das von Nello Celio (Bundesrat in den Jahren 1967 bis 1973) ist nicht für unter 40 Franken auf Ricardo haben.

Mit Bonuskanzler

Vielleicht hat sich Ueli Maurer ja eine Beige der 2021er-Edition des Bundesratsbilds gesichert. Schliesslich war da sein Parteikollege Guy Parmelin der Primus inter pares, also Präsident. Und wer weiss, was dereinst für den Gesamtbundesrat 2021 plus Bonuskanzler, äh Bundeskanzler, Walter Thurnherr (59) hingeblättert werden muss. Vielleicht auch 40 Franken.

So viel zahlt man nämlich derzeit auch fürs Autogramm von Roger Federer auf einer Onlineplattform – und dort ist ja bloss eine Person drauf.


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