Alle Jahre wieder: Das neue Bundesratsfoto gehört zum Jahreswechsel wie Feuerwerk und Chlöpfmost. Die Inszenierung ist wenig überraschend – vor allem, weil stets klar ist, wen die Aufnahmen zeigen werden.
Das ist beim Bundesratsbild 2028 anders. BLICK hat einen Blick in die Zukunft gewagt: Wie könnte es dann aussehen? Bis dahin werden 2023 und 2027 Parlamentswahlen stattgefunden haben. BLICK geht davon aus, dass sich der Trend der letzten Wahlen 2019 fortsetzt und die Ökoparteien weiteren Boden gutmachen. Dies auf Kosten der grossen Parteien.
Dann den Grünen und Grünliberalen weiterhin einen Bundesratssitz zu verwehren, können sich die heutigen Bundesratsparteien nicht leisten. Einzig die SVP, mit 25,6 Prozent Wähleranteil klar stärkste Partei, kann auch nach Verlusten noch Anspruch auf zwei Bundesräte erheben. Ihr Abstand zur SP ist so gross, sie könnte wie 2019 auch bei den kommenden beiden Wahlen wieder je 3,8 Prozent verlieren und wäre mit 18 Prozent Wähleranteil noch die grösste Partei.
Die SP mit heute 16,8 Prozent und die FDP mit 15,1 Prozent müssen wohl einen ihren beiden Sitze abgeben. Davon kann die Mitte – der Zusammenschluss von CVP und BDP – aber nicht profitieren. Ihre Wähleranteile von 11,4 und 2,5 Prozent lassen sich nicht einfach zusammenzuzählen. Es wird Anhänger der beiden Parteien geben, die sich wegen des Zusammengehens anderen zuwenden. Grüne und GLP dürften Einzug in den Bundesrat halten.
So besteht die Landesregierung im Jahr 2028 für BLICK aus zwei SVPlern und je einer Vertretung der anderen grösseren Parteien. Und keine Frage ist, dass die Regierung 50 Jahre nach Gewährung des Frauenstimmrechts rein weiblich sein kann. Inklusive Kanzleramt.
Natürlich hat BLICK alle Landesteile berücksichtigt und damit zwei Politikerinnen aus der Romandie und eine Tessinerin ausgewählt – voilà, unsere Regierung 2028!
SVP-Präsidentin: Magdalena Martullo
Wenn das Land ruft, ist Magdalena Martullo-Blocher (51) da. Von Bürgerlichen wird die Unternehmerin hochgeschätzt. Und wenn sie mit einem Mann aufs SVP-Ticket kommt, ist es für Politikerinnen schwierig, ihr die Stimme zu verwehren. Mit Ueli Maurer (70) stellt die SVP den dienstältesten Bundesrat. Gut möglich, dass Martullo bald seine Nachfolge antreten und 2028 Bundespräsidentin sein kann.
Grüne: Greta Gysin
Verliert die FDP 2023 erneut und die Grünen legen zu, ist der Sitz von Ignazio Cassis (59) weg. Er wird in der Bevölkerung und im Parlament wenig geschätzt – und er ist ein Mann. Mit der kompetenten Karin Keller-Sutter (57) eine Frau abzuwählen, ist schwierig. Bleibt der Tessiner-Bonus. Doch der zieht nicht, wenn die Grünen Cassis eine Tessinerin entgegenstellen: Greta Gysin (37).
GLP: Corina Gredig
Anders als die FDP dürfte die SP ihren zweiten Sitz auch über 2023 hinaus halten. Doch wenn Simonetta Sommaruga (60) als Amtsälteste nach Maurer geht, fällt ihr Sitz an die Grünliberalen. Eine grosse Karriere wird GLP-Nationalrätin Corina Gredig (33) vorhergesagt. Gegenüber GLPlerin Kathrin Bertschy (41) hat sie den Vorteil, nicht die gesamte Bauern-Lobby gegen sich zu haben.
SP: Rebecca Ruiz
Doch vielleicht geht Alain Berset (48) als erster SPler. Internationale Organisationen warten. Seinen welschen Sitz wird die SP wieder mit einer Welschen besetzen müssen. Darauf wartet Rebecca Ruiz (39). Die Waadtländer Gesundheitsdirektorin gilt für Romands als gesetzt. Dass sie zuvor im Nationalrat sass und die Bundesversammlung sie kennt, hilft.
SVP: Céline Amaudruz
Da nur noch die SVP über zwei Sitze verfügt, kommt sie nicht daran vorbei, den zweiten Bundesratssitz mit einer französischsprachigen SVPlerin zu besetzen. Hier ist die Auswahl begrenzt: In der Bundeshausfraktion findet sich einzig Céline Amaudruz (41) fürs Ticket. Dann greift das System SVP: Setze jemanden zu ihr aufs Ticket, der unwählbar ist, und Amaudruz hat den Sitz.
FDP: Petra Gössi
Auch Karin Keller-Sutter (57) bleibt nicht ewig Bundesrätin. Als Nachfolgerin können sich viele FDP-Chefin Petra Gössi (45) vorstellen. Sie hat als Präsidentin an Profil gewonnen. Vor allem aber hat sie die Partei zu einer liberalen Kraft mit ökologischem Gewissen gemacht. Eine Bundesrätin, die sich durchsetzen kann, ist keine schlechte Wahl.
Die Mitte: Susanne Hartmann
Die Mitte tut gut daran, jemanden aus den CVP-Stammlanden in den Bundesrat hieven zu lassen. So viele Frauen im richtigen Alter hat sie in der Fraktion nicht. So schweift der Blick zu den Kantonsregierungen. Aus Bundesrats-Holz geschnitzt sei Susanne Hartmann (50), hört man. Die St. Gallerin war vor der Wahl in den Regierungsrat Wiler Stadtpräsidentin.
SP-Kanzlerin: Annetta Bundi
Weil die CVP (nun Mitte) nur noch einen Bundesratssitz hat, stellt sie mit Walter Thurnherr (57) den Kanzler. Wenn die SP als zweitgrösste Partei einen Sitz verliert, steht ihr das Privileg zu. Gesucht ist eine Verwaltungskennerin: Für die SP gilt Annetta Bundi (49) als Idealbesetzung. Die Kommunikationschefin im Umweltdepartement hat gute Chancen.