Maske, Desinfektionsmittel oder Abstand halten – die Pandemie-Massnahmen nützen nicht nur gegen Corona. So sind die Grippe-Fälle in den beiden Pandemie-Jahren deutlich zurückgegangen. Das Gleiche gilt für RS-Viren, die kleinen Kindern und Säuglingen derart gefährlich werden können, dass intensivmedizinische Behandlungen nötig sind.
Laut der Walliser Ärztegesellschaft gab es im ersten Corona-Winter keinen einzigen RSV-Fall im Spital – dank der Massnahmen. Und am liebsten soll das auch künftig so sein. Am Donnerstag hat die Gesellschaft eine von diversen Organisationen aus dem Gesundheitsbereich unterstützte Kampagne lanciert, welche die Maske in den Alltag bringen soll. Motto: «Gemeinsam gesund durch gute Gewohnheiten».
Auch ohne Pflicht Maske tragen
Ziel sei ein Kulturwandel, sagt Monique Lehky Hagen (50), Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft. Egal, welches Virus man sich einfange, solle man die gewohnten Massnahmen aus der Corona-Pandemie wie das Maskentragen wieder eigenverantwortlich anwenden. «Wenn wir krank sind, sollten wir andere schützen – auch ohne behördliche Anweisungen», so die Hausärztin zu Blick. Und das gelte für alle Viren, nicht nur für Corona. Besonders Risikopersonen könnten so besser abgeschirmt werden.
Lehky Hagen nennt das Datenkompetenz oder «data literacy», also die Fähigkeit, Daten auf kritische Art zu sammeln und anzuwenden. Das bedeute, das in der Pandemie gewonnene Wissen sinnvoll einzusetzen. «Das gilt nicht nur für Fachpersonen im Gesundheitswesen oder die Behörden, sondern auch für die Zivilbevölkerung.»
Parlament befasst sich mit Idee
«Die Maske zur rechten Zeit am rechten Ort» solle ein Symbol für einen respektvollen und solidarischen Umgang mit Krankheiten werden, sagt Lehky Hagen. Und das würde auch den Alltag in Praxen und Spitälern erleichtern.
Gerade jetzt, wo die letzten Corona-Massnahmen gefallen sind, sei der richtige Zeitpunkt für die Kampagne, ist die Walliser Ärztin sicher. Sie hoffe nun, dass sich möglichst viele – von Privatpersonen bis zum Bund – der Kampagne anschliessen.
Ein Vorstoss in diese Richtung ist im nationalen Parlament hängig. Der Bundesrat scheint den Begriff Datenkompetenz allerdings enger zu fassen als die Walliser Ärzte: In seiner Antwort verweist er auf Strategien zur Digitalisierung im Gesundheitswesen, zusätzliche Konzepte zu erarbeiten seien «nicht notwendig». Ob das auch der Nationalrat so sieht, wird in der Sondersession kommende Woche diskutiert.