Wahlkampf auf Social Media
Verspätet, zum Glück!

Während im Ausland der Wahlkampf die sozialen Medien bereits dominiert, entdecken Schweizer Politiker die neuen Möglichkeiten erst langsam. Zum Glück! So geschehen die gröbsten Fehler nicht hierzulande.
Publiziert: 05.02.2023 um 10:17 Uhr
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In den USA ist Social Media-Wahlkampf Trumpf. In der Schweiz kommt das Thema erst auf.
Foto: DUKAS
Thomas Müller

Während in Amerika Milliarden in den Wahlkampf auf sogenannten Social Media fliessen, sind es in der Schweiz ein paar Hunderttausend Franken. Wie stets hinkt die Eidgenossenschaft den Trends hinterher.

Das ist gut so! Die Digitalisierung des Wahlkampfs lässt sich auch hierzulande nicht aufhalten, doch die grossen Fehler bleiben uns erspart.

In anderen Ländern explodieren die Social-Media-Etats der Politiker. Im Präsidentschafts-Wahlkampf 2020 schaltete allein Donald Trump 5,9 Millionen individuell angepasste Werbebotschaften. Die US-Gesellschaft ist gespalten. Das ist auch die Schuld des Social-Media-Wahlkampfs: Jedem Bürger flüstert eine Onlinestimme unaufhörlich Parolen ins Ohr, die auf ihn zugeschnitten sind. Mit der Zeit schleichen sie sich in die Gedankenwelt – selbst bei grössten Skeptikerinnen.

Für die Gesellschaft können solche individuellen Einflüsterungen zur Zerreissprobe werden – Zusammenhalt braucht Öffentlichkeit. In den USA gipfelte die Spaltung der Öffentlichkeit im bewaffneten Sturm auf das Regierungsgebäude. Seitdem hat sich an vielen Orten einiges getan. Werber, Politiker, Wähler und Konsumenten haben aus den Skandalen und Tricksereien gelernt. Internetkonzerne legen offen, wer welche Werbung für wen schaltet. Regulatoren beobachten mit Argusaugen.

In der Schweiz sind Wahlkampfparolen beinahe noch für alle Bürger gleich – von flüsternden Stimmen keine Rede. Politiker und Wahlkampfstrategen mögen das schade finden, aber für die Gesellschaft ist es ein Segen!


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