GLP-Kantonsrat Benno Scherrer (57) will 2023 den Sprung in den Zürcher Regierungsrat schaffen. Helfen soll im dabei ein Video. Am Sonntagabend hat es Scherrer via Instagram geteilt. Videos auf den Sozialen Medien sind mittlerweile in politischen Kampagnen nichts Neues mehr.
Aussergewöhnlich ist aber: Scherrer bewirbt im Video nicht ein politisches Anliegen oder sein politisches Programm. Das Video zeigt ihn stattdessen in Alltagssituationen: bei der Haushaltsarbeit, im Kino, beim Abendessen und so weiter.
Politik, Politik oder Politik
Ausnahmslos doziert der diplomierte Mittelschullehrer dabei aber über politische Themen. Die Zuhörerinnen und Zuhörern scheinen dies eher zu tolerieren, als willkommen zu heissen.
Er hockt beispielsweise mit einem Bekannten auf dem Sofa. Es läuft Fussball, doch Scherrer kümmert das kaum. Er versucht, seinen Freund für die Europafrage zu begeistern – mit mässigem Erfolg.
«Bitte, wählt Benno. Ich kann nicht mehr!»
Am Tisch daneben trinken Scherrers Partnerin und eine Bekannte Weisswein. Letztere fragt etwas entgeistert: «Sag mal. Ist der immer so?» Die Antwort: «Ja, immer.»
Genau gleich gehts weiter in der Waschküche oder beim Fondue mit Freunden. Am Ende spricht Scherrers Partnerin in die Kamera und fleht: «Bitte wählt Benno – ich kann nicht mehr!»
Vorbild aus den USA
Ganz ernst gemeint ist das Video nicht. Angelehnt ist es dabei, wie Scherrer sagt, an ein Vorbild aus den USA. Der Republikaner Gerald Daugherty machte mit einem fast gleichen Video 2016 Werbung für seine Kandidatur als «Travis County Commissioner», eine Art Bezirksregierung.
Die Idee für das Video stammt von der Agentur Farner, die Scherrers Regierungsratskampagne verantwortet. Er sei aber sofort dabei gewesen, so Scherrer.
Video passe gut zu ihm
Ihm gefalle die Idee einer Kampagne mit einem Augenzwinkern. «Ich mache nun mal seit 18 Jahren sehr leidenschaftlich Kantonspolitik, was für mein Umfeld auch manchmal herausfordernd war.», so Scherrer. Deshalb passe das Video gut zu ihm.
Dieser Meinung war auch seine Partnerin. Sie sei sofort sehr aufgeschlossen gewesen, sagt Scherrer. Seine Freunde haben ihn im Drehbuch wohl auch ein wenig wiedererkannt. Denn die Nebenrollen sind ebenfalls aus dem Bekanntenkreis besetzt.
Reaktionen sind positiv
Die Reaktionen seien durchwegs positiv. Während Blick mit Scherrer telefoniert, laufe im Zürcher Kantonsrat gerade jemand an Scherrer vorüber und gebe ihm einen Daumen hoch, sagt Scherrer: «Mir tut fast die Schulter weh, vor Schulterklopfen.»
Der Humor stösst also auf Anklang. Ob das Video auch politisch überzeugt, wird sich Anfang nächstes Jahr zeigen. Am 12. Februar werden die Zürcherinnen und Zürcher an der Urne ihre Regierung neu wählen.