Vorsicht, Facebook-Virus!
Claude Longchamp (62) heimtückisch gehackt

Ein Klick und der Computer ist infiziert. Politologe Claude Longchamp wurde Opfer von Internet-Kriminellen – und leitete den Virus gleich an die Politiker weiter.
Publiziert: 23.01.2020 um 12:44 Uhr
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Glück im Unglück: Politologe Claude Longchamp wurde Opfer von Internet-Kriminellen.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer

«Uii, da wurde mein Konto offensichtlich aus dem Umfeld des Schweizer Parlaments wohl unbeabsichtigt gehackt», warnt Politologe Claude Longchamp (62) seine 3325 Facebook-Freunde. «Und ich habe ganz offensichtlich solche von ParlamentarierInnen gehackt, ebenso unbeabsichtigt.»

Über die App «Messenger» hat Longchamp ein Video erhalten, das ihn betreffe. Von einem Ständerat. Den Namen nennt er nicht. «Fälschlicherweise habe ich das angeklickt, dann aber nicht angesehen, weil ich skeptisch wurde», sagt Longchamp zu BLICK. «Offenbar habe ich dabei aber schon zu viel gemacht und das Video weitergeleitet.» Er sei erst seit einem halben Jahr auf Facebook «und habe den Fall noch nicht erlebt».

Heimtückisches Virus

Experten warnen vor dem neuen Facebook-Virus. Er ist heimtückisch, weil er nicht von dubiosen Fake-Profilen kommt, sondern von Freunden. Sobald er ins System eingedrungen ist, hilft er Internet-Kriminellen, den Facebook-Account des Opfers zu hacken. Die Täter können so Zugriff erhalten auf sensible Daten wie Passwörter, Bankdaten oder den Browserverlauf.

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Und als wäre das noch nicht schlimm genug, verschickt der Virus anschliessend die gleiche Nachricht unter dem Namen des Opfers an dessen Facebook-Freunde weiter. So verbreitet er sich noch schneller.

«Würde ich im Leben nie öffnen»

Longchamp dürfte Glück im Unglück gehabt haben, weil er das Video dann doch nicht geöffnet hat. Dennoch wurde sein Facebook-Konto zwischenzeitlich gesperrt. Erst nach fünf bis sechs Sicherheitschecks habe er es wieder deblockieren könne. Mittlerweile hat er auch seine Freundesliste verborgen.

Zu den Facebook-Freunden von Longchamp gehört auch CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (55, BL). «Ich habe in den letzten paar Tagen sicher etwa zehn solche Mitteilungen erhalten», sagt sie. «Aber da bin ich Profi: Ich würde im Leben nie ein solches Video öffnen.» Wer soziale Medien wie Facebook intensiver nutzt, wisse, dass man solche Mitteilungen am besten gleich löschen sollte.

Betrugsversuch im Namen der SRF-Chefin

Auch SRF-Direktorin Nathalie Wappler (52) ist soeben Opfer von Internet-Kriminellen geworden. In ihrem Namen wurden Mails an Mitarbeitende verschickt mit dem Ziel, Google-Guthaben zu erschleichen. SRF-Redaktoren wurden aufgefordert, auf das Mail zu antworten. Im Auftrag der Chefin hätten sie dann fünf Google-Geschenkkarten im Wert von je 100 Franken erwerben und die Codes schriftlich durchgeben sollen.

«Ich war froh, dass sehr schnell klar wurde, dass es sich um einen Betrugsfall handelt», sagte Wappler der SRF-Radiosendung «Espresso». Von diesem «CEO-Betrug» seien auch andere Unternehmen betroffen. Während früher vorab Finanzabteilungen angeschrieben und vom angeblichen CEO zu Banküberweisungen aufgefordert worden seien, setzten Betrüger nun mehr auf die Masche mit den Geschenkkarten.

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