Der Kampf um die Pestizid- und die Trinkwasser-Initiativen wurde bitter geführt – am Schluss aber gewonnen. Der Bauernverband, aber auch Parlament und der Bundesrat führten jeweils ins Feld, dass die zwei Öko-Initiativen gar nicht nötig seien. Denn schliesslich bemühe sich die Schweizer Landwirtschaft ohnehin schon um Biodiversität und Nachhaltigkeit.
Mit den Abstimmungsversprechen ist es aber nicht mehr so weit her. Wie «Radio SRF» berichtet, schert der Bauernverband nämlich aus und zerrupft die bundesrätlichen Vorschläge für mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft.
Bauern auf den Barrikaden
Nach dem Willen der Landesregierung sollen künftig deutlich weniger Pestizide, aber auch weniger Stickstoff und Phosphor eingesetzt werden. Ersteres wollen die Bauern zwar akzeptieren. Doch die Reduktion von Stickstoff und Phosphor um 20 Prozent geht ihnen zu weit, lieber sollen es nur zehn Prozent sein.
Auch die Vorschläge des Bundesrats, mehr Flächen für die Biodiversität zu reservieren, schmecken den Landwirten nicht. «Uns stört insbesondere, dass der Bundesrat 3,5 Prozent der besten Ackerflächen aus der Produktion nehmen will», sagt Martin Rufer, Direktor des Bauernverbandes. Wenn diese für die Biodiversität reserviert würden, «hätte das natürlich zur Folge, dass die Lebensmittelproduktion der Schweiz geschwächt würde.» Gerade jetzt, wo wegen des Ukraine-Kriegs die internationale Lebensmittelversorgung sehr angespannt ist, sei das «nicht zu verantworten».
Versprechen nicht eingehalten
«Das ist unglaubwürdig – und sehr schade» hält Marcel Liner, Verantwortlicher Agrarpolitik bei Pro Natura dagegen. «Der Bauernverband hat letztes Jahr immer wieder betont, dass man selbst aktiv werde und die Initiativen deshalb abgelehnt werden müssen», sagt er. Doch jetzt wo Vorschläge auf dem Tisch liegen, ziehe der Bauernverband nicht mehr mit.
Für die Landesregierung selbst hat Liner lobende Worte. «Der Bundesrat hat im Rahmen der Abstimmung Versprechen gemacht, die er nun einhält. (gbl)