Platz für Flüchtende könnte knapp werden
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Kantone sich gefordert:Platz für Flüchtende könnte knapp werden

Volle Bundesasylzentren
So sind die Kantone auf die Flüchtlinge vorbereitet

Der Bund forderte die Kantone wegen Engpässen auf, vorübergehend doppelt so viele Menschen aufzunehmen wie bis anhin. Diese sind vorbereitet auf eine mögliche Flüchtlingswelle und stellen weitere Betten zur Verfügung.
Publiziert: 27.10.2022 um 00:02 Uhr
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In den Bundesasylzentren sind alle Betten belegt, deshalb errichtet der Bund neue Zentren, wie hier auf dem Waffenplatz in Emmen.
Foto: Siggi Bucher
Sophie Reinhardt

Es ist eine der grössten Flüchtlingsbewegungen seit der Flüchtlingskrise in den Jahren 2015/2016, die gerade auf die Schweiz zukommt. Anfangs Woche musste der Bund warnen: Die Bundesasylzentren sind voll. «Wir sind froh, dass jeder, der ein Bett sucht, noch einen Schlafplatz erhält», sagt Lutz Hahn, Sprecher der Firma ORS, die im Auftrag der Behörden Heime betreibt.

Die Kantone müssen wegen der vollen Bundesasylzentren vorübergehend doppelt so viele Menschen aufnehmen wie bis anhin: bis zu 1000 Asylsuchende pro Woche statt 500. Grund für die steigenden Flüchtlingszahlen ist neben dem Ukraine-Krieg eine erhöhte Zuwanderung von Personen aus Nordafrika und Afghanistan.

«Situation ist eine Herausforderung»

Die Flüchtlingswelle kommt für die Kantone nicht überraschend, viele sind vorbereitet und haben Unterkünfte bereitgestellt. So etwa der Kanton Solothurn, dort rechnen die Verantwortlichen mit etwa 500 zusätzlichen Asylgesuchen bis Ende Jahr. Die aktuelle Situation sei dennoch eine Herausforderung, sagt die zuständige Regierungsrätin Susanne Schaffner (60).

Im Moment habe man aber ausreichend Betten und sei gar für den Fall eines noch höheren Anstiegs vorbereitet. So wird im Verlauf der Woche ein zusätzliches Heim auf dem Balmberg mit 50 Plätzen temporär wieder eröffnen.

Basler Containerdorf geplant

Im Kanton Bern stehen laut der Sozialdirektion 250 Unterbringungsplätze bereit. Für den Notfall halte man zudem 4000 Notbetten bereit, die in Turn- oder Mehrzweck- oder Zivilschutzanlagen aufgebaut werden können.

So soll etwa im leer stehenden Hotel-Restaurant Gurnigelbad ab Anfang 2023 eine Kollektivunterkunft für Asylsuchende betrieben werden. Für Hinweise zu weiteren leerstehende Flächen, die sich als Unterkünfte eignen würden, sei man dankbar, sagt Gundekar Giebel, Sprecher der bernischen Gesundheitsdirektion zu Blick. Einen schnellen Rückgang der Asylgesuche erwartet er nicht: «Momentan müssen wir damit rechnen, dass es so weitergeht.»

«Wir haben Engpässe beim Betreuungspersonal»
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Vorbereitet auf die Flüchtlingswelle ist man auch in Basel-Stadt. Dort könnte man per sofort rund 600 Schutzsuchende unterbringen.

Falls die bisher vorhandenen Plätze in Basel belegt sein sollten, stehen zusätzlich drei unterirdische Anlagen mit insgesamt 250 Plätzen parat. Weiter ist der Bau eines Containerdorfs mit 140 Plätzen geplant, dieses ist aber erst im Mai bezugsbereit. Rund 1'400 Reserveplätze hält der Kanton Aargau bereit.

Armee baut Unterkünfte weiter aus

Doch nicht nur die Kantone bereiten sich auf viele Schutzsuchenden vor. In den vergangenen Wochen hat auch der Bund laufend zusätzliche Unterkünfte bereitgestellt. Im Notfallplan Asyl ist vorgesehen, dass der Bund mit Armeeunterkünften insgesamt 9000 Betten zur Verfügung hat. Diese Plätze gibt es bereits – und bald sind es 9500.

Ab dieser Woche werden etwa in Emmen Asylsuchende auch in einer Turnhalle der Armee untergebracht. Die Unterkunft bietet Platz für 200 Menschen. Die Anlage ist eine von rund 20, die der Bund gerade parat macht oder in den letzten Wochen bereits in Betrieb genommen hat. Eingerichtet wurden bereits Mehrzweckhallen in Bure JU, Thun BE, Gossau SG oder Chamblon JU.

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