Sie flüchten in die Schweiz, doch Platz ist hier kaum mehr vorhanden. Aus der Not heraus wurden deshalb Zivilschutzanlagen zu neuen Flüchtlingsheimen umfunktioniert. In der Region Basel wurden insgesamt drei Unterkünfte unter der Erde geschaffen. Die Neuankömmlinge beklagen prekäre Bedingungen, ohne zu wissen, wohin sie als nächstes gebracht werden.
Einige Asylsuchende veröffentlichten Videos aus ihrer Unterkunft in Allschwil BL auf dem Instagram-Kanal der Migrantischen Selbstorganisation «Rota»: Mehr als 40 Personen leben gemeinsam in einem Raum der Zivilschutzanlage. Zusammengekauert liegen sie Bett an Bett – ohne Fenster. Überall liegen Decken, Handtücher und Kissen. Man hat kaum Platz, sich umzudrehen.
INSTAGRAMStändig komme es zu Schlägereien, berichten die Flüchtlinge gegenüber Blick. Aus Angst vor Repressalien wollen sie anonym bleiben. Die Luft dort unten sei stickig und kaum auszuhalten, erzählen sie. «Ich habe seit Tagen nicht geschlafen», sagt einer der Flüchtlinge aus einem Basler Bunker. «Es gibt keine Lüftung. Man kann kaum atmen.»
Die Flüchtlinge liegen eingepfercht, aneinandergereiht. Einige würden mit ihren Decken nach draussen gehen und dort übernachten, um nicht wieder in die Unterkunft zu müssen, erzählen sie.
Keine Aussicht auf Verbesserung
«Es ist so unhygienisch», sagt ein Flüchtling aus Afghanistan. Auch wenn die Schutzbunker nur als Notlösung gedacht seien, würden sie nicht einmal Mindeststandards erfüllen.
Auch die Kommunikation sei ein Problem. «Wir erhalten keine Informationen», beschwert sich ein Asylsuchender, der aus der Türkei stammt. Als Blick die Behörden konfrontiert, heisst es, die Unterkunft, in der er haust, sei eine Transitunterkunft, in der die Flüchtlinge maximal einen Tag lang untergebracht werden. «Ich bin seit einer Woche hier», sagt hingegen der Flüchtling zu Blick. Die Anfrage, eine der Unterkünfte besichtigen zu dürfen, wird abgelehnt.
Auf engem Raum verbreiten sich schnell Krankheiten
In die Bunker unter der Erde kommen nur Männer. Frauen und Kinder werden woanders untergebracht. Aber: «In anderen Unterkünften ist es genauso schlimm», erzählt ein Afghane. «Meine Freunde sind sogar in den Hungerstreik getreten.»
Ein anderer Flüchtling erzählt: «Die Menschen husten und haben Fieber, aber niemand hilft ihnen. Ausser, sie protestieren.» Und weiter: «Es werden hier auch keine Covid-Tests gemacht. Wer weiss, wie viele Personen positiv sind.»
Gegenüber «20 Minuten» heisst es vom Staatssekretariat für Migration (SEM): Es sei zwar eng und ohne Tageslicht, von einer unmenschlichen Situation könne man aber nicht sprechen. Und: «Es handelt sich um eine absolute Notlösung. Wir suchen nonstop nach neuen Möglichkeiten, Leute unterzubringen.» Priorität sei es, oberirdische Plätze zu finden.
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