Der Berner Tierpark hat entschieden, seinen beliebten Streichelzoo schliessen. Damit müssten sich Zwergesel, Ponys, Minipigs und Ziegen ein neues Zuhause suchen. Dies entschied die Tierparkleitung letzten Herbst.
Die Begründung dahinter: Die Tierhaltung im Kinderzoo sei nicht mehr zeitgemäss, so Tierparkdirektorin Friederike von Houwald (53). Es habe keine Weiden für die Tiere, und im Sommer sei es sehr heiss. Zudem fehle es an Platz, um die kleinen Ställe zu modernisieren.
Initiative beschlossen
Der SVP Stadt Bern passt dieser Entscheid gar nicht. Nun will die Partei die Sache vors Berner Stimmvolk bringen – sie kündigt gegenüber Blick an, dass sie eine Volksinitiative starte. «Es kann nicht sein, dass die Stadtkinder die Tiere nur vom iPad kennen», sagt SVP-Stadtrat Janosch Weyermann (28). Seine Partei hat in den letzten Monaten Unterschriften für eine Petition gesammelt. Diese lief so gut, dass die SVP Bern entschied, ein Volksbegehren zu starten.
Sehr viele Familien haben eine emotionale Bindung zum Streichelzoo. «Auch ich mag mich gut an meine schönen Kindergeburtstage dort erinnern», sagt Weyermann. Der Streichelzoo sei ein wichtiger Teil von Bern und besonders bei Familien ein beliebtes Ausflugsziel, auch weil er keinen Eintritt kostet. Weyermanns Partei will jetzt 5000 Unterschriften in 6 Monaten sammeln, dann kann die Stadtberner Bevölkerung über die geplante Schliessung befinden.
Tierschutz begrüsst Entscheid
Pikant ist, dass für den Erhalt des Streichelzoos auch Bernd Schildger (68) weibelt. Der langjährige, aber inzwischen pensionierte Direktor des Tierparks empfahl seinen Facebookfreunden, die Petition zur Rettung des Streichelzoos zu unterstützen. Schildger ist Mitglied der SVP und kandidierte 2016 für die Stadtberner Regierung, jedoch ohne Erfolg.
Der Berner Tierschutz hingegen begrüsst den Entscheid der Tierparkleitung. Gerade für junge Tiere sei es stressig, wenn sie gestreichelt würden. Auch der Bundesrat setzte sich 2016 dafür ein, dass Kaninchen, Meerschweinchen und Küken – in temporären Streichelzoos – also an Ausstellungen und Messen, verboten werden. Er hatte kein Erfolg damit.
Geht es nach der Tierparkleitung, soll an der Stelle des Streichelzoos, dereinst ein Gebäude entstehen, in dem etwa Futter für Tiere gelagert werden kann. Die Bauphase ist für 2027 bis 2028 geplant.