Die Fremdenpolizei hatte den richtigen Riecher: In zwei Berner Restaurants hat die Polizei in einer konzertierten Aktion eine 40-jährige Frau und einen 39-jährigen Mann festgenommen.
Es besteht der dringende Verdacht, dass die beiden Inder mehrere Menschen aus verschiedenen Ländern ins Land geschleust haben, um sie als Arbeitskräfte in ihren indischen Restaurants auszunützen. Die Leute wurden illegal geholt und zu Hungerlöhnen angestellt. Und sie mussten auf Matten am Arbeitsplatz schlafen – sie wurden faktisch als Arbeitssklaven missbraucht.
Noch ist unklar, in welchem Umfang Menschenhandel betrieben wurde. Polizeisprecherin Magdalena Rast sagt aber: «Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass im vorliegenden Fall Beziehungen zur organisierten Kriminalität bestehen.»
Schon aufgefallen
Der Leiter der Stadtberner Fremdenpolizei, Alexander Ott, hatte schon vor Jahren mit den beiden Restaurants zu tun. Auch da fand man Anzeichen für diverse Verstösse. Verträge sollen trotz gegenteiliger Aussagen des Restaurantbetreibers gefehlt haben. Auch mit den Löhnen soll es Probleme gegeben haben.
Fremdenpolizist Ott erklärt: «Es war so, dass an einem anderen Ort für beide Restaurants gekocht wurde. Das ist natürlich nicht verboten. Wenn aber in der bestens eingerichteten Restaurantküche nie gekocht wird, wirft das schon Fragen auf.»
Laut Ott gab es bei einem der beiden Restaurants immer wieder Probleme. «Schon 2018 gab es Verstösse gegen das Ausländerrecht. Auch 2020 und dann wieder Ende 2021.» Und: «Bei jeder Kontrolle konnten ausländische Staatsangehörige festgestellt werden, die sich ohne gültige Papiere in der Schweiz aufhielten», so der erfahrene Fremdenpolizist.
Froh über ein Dach über dem Kopf
Er erklärt auch, weshalb die Ausgebeuteten sich nicht wehren: «Man muss sehen, dass diese Leute aus ganz anderen Lebensverhältnissen kommen.» Sie hätten im Herkunftsland vielleicht keine Möglichkeit zu arbeiten und wüssten kaum, wie sie sich das Notwendigste zum Überleben kaufen sollen. «Dann empfinden sie Arbeitsverhältnisse, die für uns Ausbeutung sind, gar nicht als solche. Sie sind froh, ein Dach über dem Kopf und genug zu essen zu haben.»
Das nutzten die beiden indischstämmigen Gastronomen offenbar aus.