Rund 70 Expertinnen und Experten aus verschiedenen Forschungsfeldern stehen dem Bund in der Corona-Krise zur Seite. In Sachen Corona sollen sie den Behörden beratend unterstützen – so das Mandat.
Doch dass die Taskforce und ihr Auftraggeber beim Bund das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne haben, ist kein Geheimnis. Schon im November ist bekannt geworden, dass der Unmut über die Kommunikation der Wissenschaftler bei den Behörden bis hinauf zum Bundesrat reicht: Kaum ist ein Entscheid getroffen, komme garantiert wieder ein Taskforce-Mitglied, das kritisiere, der Bund handle zu zögerlich.
Protokolle bestätigen Knatsch
Dass nicht alle beim Bund so begeistert davon sind, wie die Taskforce kommuniziert, bestätigen nun auch Protokolle der Behörden, die auf Twitter aufgetaucht sind. Ein Nutzer hat sie via Öffentlichkeitsgesetz vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) verlangt und nun ins Netz gestellt.
Die Gruppe trete «vielstimmig und uneinheitlich» auf, heisst es etwa Ende Oktober. Denn ihr Auftrag wäre, die Behörden zu beraten – nicht deren Entscheide zu kommentieren. Kurz darauf, am 2. November, ist die Taskforce erneut Thema beim Treffen der Kommunikationsspezialisten der sieben Departemente.
«Es wird angemerkt, dass die Taskforce zum Teil einseitig kommuniziert», geht aus dem Protokoll hervor, erwähnt wird die «fehlende Einordnung von Zahlen, die nicht in die prognostizierte Richtung gingen». Bundesratssprecher André Simonazzi sei im Gespräch mit den Mitgliedern – und «warnt aber vor einer zu einfachen Interpretation der Zahlen auf beiden Seiten».
Simonazzi hat offenbar so einige Gespräche geführt. Regelmässig geht aus den Protokollen hervor, dass diese laufen würden. Inzwischen ist auch der öffentliche Knatsch etwas ruhiger geworden. Seit einiger Zeit treten die Taskforce-Mitglieder zudem nur noch nach den Bundesratssitzungen an die Öffentlichkeit – wohl um zu verhindern, dass sie nicht vorab öffentlich kommunizieren müssen, welchen Weg sie dem Bundesrat raten.
Althaus und Tanner treten aus
Doch auch seitens Taskforce gibt es Vorbehalte zur Zusammenarbeit. Kürzlich ist etwa Epidemiologe Christian Althaus öffentlichkeitswirksam ausgetreten: «Die Politik muss endlich lernen, der Wissenschaft auf Augenhöhe zu begegnen», begründete er seinen Abschied.
Auch der Basler Epidemiologe Marcel Tanner hat seinen Abschied aus der Taskforce genommen. Anders als Althaus aber offenbar nicht aus Unzufriedenheit mit dem Bundesrat. Er begründet ihn damit, dass er gleichzeitig Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz sei. Ein Doppelmandat, das «nicht sinnvoll» sei, wie Tanner gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagte. (gbl)