Die Überraschung war gross, als der Bundesrat am Mittwoch den nächsten Shutdown beschloss: Für einmal hatte er auf die Wissenschaft gehört. In den Monaten zuvor war das eher selten der Fall. Da hatten sich meist jene durchgesetzt, die am lautesten brüllten.
In den Reihen der Taskforce führte die Beratungsresistenz der Landesregierung zu Frustrationen, im Fall des Berner Epidemiologen Christian Althaus zum Rücktritt. Die Politik müsse lernen, der Wissenschaft endlich auf Augenhöhe zu begegnen, meinte Althaus – und traf damit einen wunden Punkt.
Manche Bundesräte stört es, dass die Taskforce öffentlich Empfehlungen abgibt, bisweilen sogar wagt, die Regierung zu kritisieren. Dabei ist genau dies ihre Aufgabe. Wer, wenn nicht die Wissenschaftlerinnen sollen in einer Pandemie zu Wort kommen? Wer, wenn nicht die Wissenschaftler sollen sagen, was aus fachlichen Gründen zu tun ist?
Klar: Für den Bundesrat ist es nicht angenehm, wenn ständig jemand von der Seitenlinie dreinredet. Das tun die Wirtschaft oder die Parteien allerdings auch, ohne dass es für Aufregung sorgen würde. Das «Problem» der Wissenschaftler ist wohl, dass die Entwicklung der Pandemie ihnen bisher stets recht gegeben hat. Vielleicht wäre deshalb angebracht, die Regierung würde sich zu Herzen nehmen, was Gesundheitsminister Berset so gerne predigt: Bescheidenheit.
Nicht nur gegenüber der Pandemie. Sondern auch gegenüber der Wissenschaft.