Umstrittenes Zürcher Päckli
Sportklubs empfehlen Mario Fehr zur Wahl

Hopp Mario! Der Wahlkampf des Zürcher Sicherheitsdirektors wird von den Zürcher Fussball- und Eishockeyklubs mitfinanziert. Der FCZ-Präsident griff sogar selbst in die Tasche.
Publiziert: 24.01.2023 um 20:19 Uhr
1/6
Der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr kann auf den Support der Fussball- und Eishockeyklubs zählen.
Foto: keystone-sda.ch
RMS_Portrait_AUTOR_1049.JPG
Lea HartmannRedaktorin Politik

Als Parteiloser kann der Zürcher Regierungsrat Mario Fehr (64) im Wahlkampf nicht auf die Unterstützung einer Partei zählen. Dafür kriegt der ehemalige SPler anderweitig Support – und zwar prominenten: In einem Inserat werben die Zürcher Fussballklubs FCZ und GC, die Eishockeyklubs ZSC Lions und EHC Kloten sowie weitere Sportklubs und Organisationen für Fehr, der als Sicherheitsdirektor auch für den Sport im Kanton zuständig ist.

«Wir wählen Mario Fehr», steht im Inserat, das vergangene Woche in mehreren Zeitungen erschienen ist. Darunter die Logos der Klubs. Am 12. Februar wählt der Kanton Zürich einen neuen Kantons- und Regierungsrat.

Für den Wahlkampf «etwas Gutes tun»

Finanziert worden ist die Wahlwerbung durch Spenden des Vereins Pro Sport Zürich, dem die Klubs angehören, und seiner Mitglieder. Er habe Fehr angefragt, ob man ihm «für den Wahlkampf etwas Gutes tun könne», sagt Daniel Meier (62), Präsident des Vereins. Er habe sich das «mit seinem tollen Einsatz in den letzten zwölf Jahren für den Sport mehr als verdient». Fehr habe sich dann das Inserat gewünscht.

Auch Privatpersonen hätten sich an den Inseratekosten beteiligt, sagt Mario Fehr zu Blick. FCZ-Präsident Ancillo Canepa (69), der im Unterstützungskomitee Fehrs sitzt, hat 1000 Franken beigesteuert, sagt dieser auf Anfrage.

Finanzieller Zustupf ist üblich

Dass Sportklubs so offensiv politisch Position beziehen, ist ungewöhnlich. Und es stellt sich die Frage, wie heikel es ist, wenn sich der Sportminister seinen Wahlkampf von Sportklubs mitfinanzieren lässt. Schliesslich ist Fehr auch für die Sicherheit in und um die Stadien verantwortlich. Derzeit steht beispielsweise die Einführung personalisierter Tickets zur Debatte. Die Vereine wehren sich dagegen.

Fehr, selbst grosser Fan des FCZ und des Londoner Klubs Tottenham Hotspur, haben die Vereine dabei auf ihrer Seite. Er kann dem Systemwechsel nichts abgewinnen und hält personalisierte Tickets nicht für umsetzbar. Damit stellt er sich – zur Freude der Klubs – gegen die offizielle Position der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) und von Sportministerin Viola Amherd (60).

GC spricht von einer «guten und produktiven Arbeitsbeziehung», die man zu Fehr habe. Die Grasshoppers halten fest, dass die Unterstützung nicht als politische Stellungnahme zu verstehen sei – «sondern als einfacher Wunsch, die bisherige produktive Zusammenarbeit fortsetzen zu können».

«Mit keiner Gegenleistung verbunden»

FCZ-Präsident Canepa begründet die Unterstützung folgendermassen: «Mario Fehr ist der kantonale Sportminister und hat sich in all den Jahren für die Belange des FC Zürich eingesetzt. Nicht zuletzt auch während der Corona-Pandemie oder bei der Finanzierungshilfe für unser neues Trainingszentrum.» Es sei «scheinheilig», findet Peter Zahner (62), CEO der ZSC Lions, wenn man ein Problem darin sehe, dass sich der Sport politisch äussert. «Sport ist schon lange politisch!», sagt er. Mit der Unterstützung von Fehrs Kampagne tue man nichts anderes, als wenn beispielsweise der Hauseigentümerverband Kandidierende zur Wahl empfehle.

Fehr selbst sieht ebenfalls keinerlei Problem im Sport-Support. Es handle sich um keine Grossspenden, betont er. «Ich bin seit zwölf Jahren Sportminister. Diese Unterstützung im Wahlkampf sehe ich als Honorierung meiner Arbeit», sagt er. Ausserdem stellt er klar: «Die finanzielle Unterstützung ist mit keiner Gegenleistung verbunden.» Wie viel genau aus dem Sport in seine Kampagne fliesst, will Fehr auf Nachfrage nicht sagen.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?