Aller Bemühungen von Verteidigungsministerin Viola Amherd (62) zum Trotz: Die Schweizer Armee ist nach wie vor eine Männerwelt. Der Frauenanteil dümpelt seit Jahren irgendwo unter zwei Prozent. Um das zu ändern, wurde die Fachstelle «Frauen in der Armee und Diversity» ins Leben gerufen. Diese aber will nicht nur Frauen das Leben in der Armee erleichtern – und damit letztlich auch mehr ins Militär locken – sie hat sich neu auch noch ein weiteres Ziel auf die Fahne geschrieben.
«Uns interessiert, wie es Ihnen als nichtbinäre Person in der Schweizer Armee geht.» Vor wenigen Tagen hat die Fachstelle in den Reihen der Truppen eine Umfrage gestartet. Das Ziel: «Ihre Realität und Bedürfnisse besser zu verstehen und Massnahmen für einen respektvollen Umgang mit nichtbinären Menschen zu ergreifen.»
Schon einmal Diskriminierung erlebt?
Gefragt wird etwa nach den grössten Herausforderungen Betroffener in der Schweizer Armee: Infrastruktur, Organisationskultur oder mangelnder struktureller Schutz und Begleitung, etwa nach einem Outing. Weiter erkundigt sich die Fachstelle danach, ob Betroffene Diskriminierung oder negative Erfahrungen in Bezug auf ihre Non-Binärität erlebt haben. Und falls ja, ob sie diese innerhalb der Armee gemeldet haben.
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Auch warum eine allfällige Diskriminierung nicht gemeldet worden sein, will die Armee wissen. Eine ganze Reihe möglicher Gründe wird vorgeschlagen: Angst, dass einem nicht geglaubt wird, Scham, mangelndes Vertrauen in die Schweizer Armee, Angst vor Repressalien oder auch «Angst vor negativen Konsequenzen für den Rest meiner Militärkarriere».
Eine der letzten Fragen deutet nochmals auf den Wunsch der Armee nach Inklusion hin: «Welche Faktoren sind für Sie zentral, damit Sie sich als nichtbinäre Person in der Schweizer Armee respektiert und inkludiert fühlen?» Als Abschluss kann die Person den Teil «Angaben zum administrativen Geschlecht gemäss Ausweis» mit M, F oder keine Angabe ankreuzen.
Bemühungen stossen auf Widerstand
Die Bemühungen der Armee passen allerdings nicht allen. SVP-Sicherheitspolitiker Jean-Luc Addor (60) kritisiert die Umfrage auf X, wie «Le Matin» festgestellt hat: «Unserer Armee mangelt es an Mitteln. Sie hat aber genug Geld, um eine Fachstelle ‹Frauen in der Armee und Vielfalt› zu unterhalten, die solche Umfragen organisiert.» Und er fordert unverblümt die Abschaffung.
Die Umfrage dauert noch bis am 20. Oktober. Die Ergebnisse sollen in der ersten Jahreshälfte 2025 auf der Internetseite der Armee veröffentlicht werden – als «eine Art Barometer» für den Umgang mit non-binären Angehörigen der Armee.