Es wird eng auf Schweizer Autobahnen. Und immer enger. Der Verkehr hat in den vergangenen Jahren deutlich stärker zugenommen als die Strassenkapazitäten. Und damit auch die Staus. Konkret sind die Staustunden auf bis zu 3000 im Jahr angestiegen. Das Autobahnnetz stosse zunehmend an seine Grenzen, bilanziert das Bundesamt für Strassen (Astra).
Für den Bund besteht Handlungsbedarf. Das Astra reagiert deshalb mit einer Massnahme, die auf den ersten Blick erstaunt. Das Bundesamt will den Verkehr weiter ausbremsen. Bis 2026 sollen total 1600 Kilometer Nationalstrasse mit automatischen, flexiblen Tempoanzeigen ausgerüstet werden, schreibt die «NZZ am Sonntag». Das Ziel: Sobald Staus drohen, soll mit diesen Anzeigen vorsorglich das Höchsttempo gesenkt werden – von 120 auf 100 oder 80 Stundenkilometer. So soll der Verkehr flüssiger rollen und Staus vermindert oder sogar verhindert werden.
Bis auf Tempo 60 abbremsen
Solche Dosierungssysteme sind heute schon auf gut 400 Strassenkilometern in Betrieb. Nun soll der Einsatz etwa vervierfacht werden – insbesondere rund um die Zentren sowie auf stark befahrenen Hauptachsen. Insgesamt soll so auf 35 Prozent der Nationalstrassen bei Bedarf die Geschwindigkeit gedrosselt werden.
Für den Automobilclub (ACS) geht das zu weit. Die Anlagen müssen für ACS-Präsident und SVP-Nationalrat Thomas Hurter (57) auf neuralgische Punkte konzentriert bleiben. «Sie sollten nicht generell auf 1600 Kilometer ausgedehnt werden», wird er zitiert.
Noch stärker kritisiert er Ideen des Astra, das Tempo bei Staugefahr sogar bis auf 60 Stundenkilometer abzubremsen. Gleichzeitig prüft das Bundesamt, an kritischen Stellen Fahrspuren abzubauen, etwa vor Tunnels. Und: Der Verkehr könnte an den Zugängen zur Autobahn nicht nur dosiert, sondern Einfahrten zu Spitzenzeiten gleich ganz gesperrt werden.
«Gefahr von Ausweichverkehr besteht»
Von Tempo 60 auf der Autobahn will Hurter nichts wissen. «Fliesst der Verkehr auf den Autobahnen langsamer als auf den umliegenden Landstrassen, besteht die Gefahr von Ausweichverkehr», sagt er zur «NZZ am Sonntag». Auch mit dem Abbau von Spuren und Einfahrten würde der Verkehr bloss in die Städte verlagert. Für Hurter wäre es wichtiger, wenn die Strassen weiter ausgebaut würden.
Der Widerstand ist auch den Behörden bewusst. Sie wollen die Ideen nun in den kommenden zwei Jahren sorgfältig prüfen. Dann sollte klar sein, welche Ideen weiterverfolgt und welche wieder verworfen werden. (dba)