Hinter den Kulissen wird schon lange gerungen: Die Verwaltung arbeitet seit 2021 an einer neuen Klimastrategie für die Landwirtschaft. Nun liegt der «NZZ am Sonntag» ein Entwurf vor.
Das Papier umfasse rund hundert Seiten und eine Liste von fast 50 konkreten Massnahmen. Das Ziel: Der Bund will das Ernährungssystem und die landwirtschaftliche Produktion klimaneutral umbauen. Mit Folgen für die Landwirtschaft, aber auch für Konsumentinnen und Konsumenten.
Erreicht werden soll mit der neuen «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050», dass der durch die Ernährung verursachte ökologische Fussabdruck um zwei Drittel reduziert wird. Viele von uns sollen ihre Ernährung umstellen – gemäss den Empfehlungen der Lebensmittelpyramide.
Das bedeutet weniger Fleisch und mehr pflanzliche Produkte. Damit soll nicht nur dem Klima, sondern auch unserer Gesundheit Gutes getan werden.
Gemüse würde günstiger, Fleisch teurer
In dem Massnahmenpaket sind viele Punkte relativ offen formuliert. Konkret soll aber etwa die Einfuhr von umweltfreundlichen Produkten vergünstigt werden. Import-Fleisch würde beispielsweise teurer, Biogemüse aus dem nahen Ausland hingegen günstiger.
Zudem soll das Schweizer Ackerland künftig hauptsächlich für die direkte Produktion menschlicher Ernährung verwendet werden. Heute werden etwa 60 Prozent zum Anbau von Tierfutter verwendet. Vom Bund subventioniert werden soll vermehrt der pflanzliche Anbau, die Tierhaltung erhielte weniger Gelder.
Die Pläne sind heftig umstritten
Dass der Bund die Ernährungsgewohnheiten verändern will, ist für viele inakzeptabel. «Wir wollen keine Umerziehung durch den Staat», wird Martin Rufer (46), Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes, zitiert. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern esse die Schweizer Bevölkerung nicht besonders viel Fleisch. «Wir spüren in der Strategie stark eine kritische Grundhaltung gegenüber der tierischen Produktion.»
«Wir wollen sicher niemandem den Cervelat verbieten», sagt hingegen der grüne Nationalrat und Bauer Kilian Baumann (42). Doch dass der Bund den Fleischkonsum senken wolle, sei der richtige Weg. Der Staat greife auch in anderen Bereichen in unser Leben ein. Es gehe darum, die richtigen Anreize zu setzen, damit die Bevölkerung ihre Essgewohnheiten verändern könne.
Auch für Marcel Liner vom Naturschutzverband Pro Natura geht der Bund in die richtige Richtung: «Der heutige Fleischkonsum ist zu hoch. Er schadet unserer Gesundheit und verursacht gewaltige Umweltschäden.» Das sei wissenschaftlich bewiesen. (dba)