Der Einsatz von Gentechnik ist in der Schweizer Politik ein heiss diskutiertes Thema. Seit 16 Jahren herrscht in der Schweiz ein Gentech-Verbot in der Landwirtschaft. Nun aber will das Parlament dieses Verbot lockern. Die sogenannte Genschere Crispr/Cas soll künftig zugelassen werden, weil in solchen neuen Gentech-Methoden weniger Risiken lägen. Der Bundesrat soll bis spätestens Mitte 2024 einen Entwurf für eine entsprechende Vorlage ausarbeiten.
Die Eidgenössische Ethik-Kommission findet das keine gute Idee. Neue gentechnische Verfahren wie Crispr/Cas würden keinen wichtigen Beitrag zur Anpassung der Schweizer Landwirtschaft an den Klimawandel leisten, schreibt das Gremium in einem Bericht, den es am Montag vorgelegt hat.
Gentech bringe zu wenig
Eine klare Mehrheit der Kommission findet, in der knappen zur Verfügung stehenden Zeit sei es «eher unwahrscheinlich», dass die neuen gentechnischen Verfahren einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung oder Steigerung der Ernteerträge leisten könnten.
Mit der Methode Crispr/Cas kann das Genom von Zellen präzise verändert werden. Damit haben beispielsweise schottische Forscherinnen und Forscher die Gene von Schweinen so verändert, dass sie resistent gegen bestimmte Krankheiten sind.
Landwirtschaft müsse mehr CO2 sparen
Die Kommission fordert auch, dass die Landwirtschaft mehr zur Reduktion der Treibhausgasemissionen beiträgt als derzeit vorgesehen. Es sei «ethisch gesehen unzureichend», dass die Klimastrategie der Schweiz für die Landwirtschaft ein wesentlich tieferes Reduktionsziel festlege als beispielsweise für die Industrie und fürs Wohnen.
Gemäss der Strategie des Bundes sollen die Landwirtschaft und die Ernährung ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 um 40 Prozent reduzieren.
Weniger Fleisch, mehr Gemüse
Technologien, die der Atmosphäre CO2 entziehen, seien wohl nicht ausreichend leistungsfähig, um nicht reduzierbare Emissionen zu kompensieren, schreibt die Kommission.
Deshalb führe aus ihrer Sicht «nichts daran vorbei», das Reduktionsziel in der Landwirtschaft zu erhöhen. Ausserdem müsse die Anzahl Nutztiere «erheblich verkleinert und mehr pflanzliche Nahrung für die Menschen angebaut werden», hält die Ethik-Kommission fest. Was bedeutet: Die Schweizer Bevölkerung soll weniger Fleisch und andere tierische Produkte essen – und stattdessen mehr Gemüse auf den Speiseplan setzen. (SDA/bgs)