Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) schlägt Alarm. Die Corona-Krise hinterlasse schmerzhafte Spuren in der Arbeitswelt. Der Verlust von Einkommen und Arbeitsplätzen sei besorgniserregend. «Zählt man Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit zusammen, ergibt sich ein Rekordhoch der Unterbeschäftigung von zehn Prozent», betonte SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard (52) am Donnerstag vor den Medien.
Die Corona-Massnahmen führten zu «extrem ungerechten Folgen». Der Staat spreche Arbeitsverbote aus, verpasse es aber, einen wirksamen Schutz der Einkommen zu garantieren. Das Versprechen «wir lassen euch nicht im Stich» von Bundesrätin Simonetta Sommaruga (60) werde nicht eingelöst, nimmt SP-Nationalrat Maillard auch seine Parteikollegin nicht von Kritik aus.
Überschuss von rund fünf Milliarden Franken
Für den Gewerkschaftsbund braucht es nun dringend ein umfassendes Massnahmenpaket – zum Erhalt von Arbeitsplätzen, zum Schutz von Arbeitslosen und zur Förderung der Kaufkraft. Gerade um den Konsum zu erhöhen, fordert der SGB eine Rückverteilung der überschüssigen Reserven der Krankenkassen an alle Haushalte.
Denn die Versicherer halten weit mehr Reserven, als sie eigentlich müssten. Der SGB beziffert den Überschuss auf rund fünf Milliarden Franken. Das würde rund 500 Franken pro Person entsprechen, rechnete Maillard vor. Damit könnten rasch die Kaufkraft und so auch die Wirtschaft gestärkt werden.
Gleichzeitig verlangen die Gewerkschafter, dass beispielsweise die Arbeitslosenunterstützung verlängert wird, um Aussteuerungen zu verhindern. Zudem brauche es zusätzliche Stützungsmassnahmen zur Verhinderung von Konkursen.
Bund und Kantone sollen mehr Gesundheitspersonal finanzieren
Und gerade auch beim Gesundheitspersonal sieht SGB-Präsident Maillard grossen Handlungsbedarf. Dieses warte noch immer auf eine angemessene Vergütung für seinen ausserordentlichen Einsatz. Bei der Finanzierung des Gesundheitswesens brauche es aber grundsätzlich ein Umdenken: «Die Tatsache, dass Mitarbeitende in Alters- und Pflegeheimen nicht immer in Quarantäne gehen können, wenn es nötig wäre, ist schlicht inakzeptabel», so Maillard.
Es brauche personelle Verstärkung in Heimen und Krankenhäusern. Bund und Kantone müssten dies anordnen und finanzieren – dies, obwohl die meisten Institutionen heute selbstständig wirtschaften. Mit dieser Verstärkung könne unser Gesundheitssystem widerstandsfähiger gemacht werden, zeigt sich der Gewerkschaftsbund überzeugt. (dba)