Ultra-orthodoxen Juden seien «rückständig»
GLP und SP distanzieren sich von antisemitischen Tweet

Der ehemalige Kantonsratskandidat Leano Z. verurteilt das «rückständige Leben» von ultra-orthodoxen Juden. Er erntet breite Kritik auf Twitter. Keine Partei will mit ihm etwas zu tun haben.
Publiziert: 08.09.2022 um 13:39 Uhr
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Dieser antisemitische Tweet sorgt für Wirbel bei den Grünliberalen.
Pascal Tischhauser

Ein Tweet von Leano Z.*, der 2021 für die Junge GLP für den Solothurner Kantonsrat kandidierte, macht die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr (59) «sprachlos». Z. hatte die Stadt Zürich auf Twitter gefragt, welches Formular man ausfüllen müsse, «um wie die ultra-orthodoxen Juden einen eigenen Zürcher Stadtteil zu bekommen und gleichzeitig nicht für das rückständige Leben verurteilt zu werden».

Keine Entschuldigung

Auf Blick-Anfrage bestätigte Z., den Tweet verfasst zu haben. Entschuldigen will sich der Lehrer und Geschichtsstudent nicht. Er finde ihn nicht antisemitisch. Ansonsten: kein Kommentar! Später erklärt er auf Twitter seinen Tweet, aber auch hier: keine Entschuldigung.

Die Grünliberalen bestätigen auf Blick-Anfrage, dass Z. im Frühling 2021 im Kanton Solothurn erfolglos für die Junge GLP für den Kantonsrat kandidiert hatte. «Kurz danach trat er aus der Partei aus. Er war nur kurzzeitig Parteimitglied», so Co-Generalsekrätrin Julie Cantalou (38).

Und sie betont: «Wir verurteilen die Aussagen», die Z. auf Twitter machte. «Sein Tweet entspricht in keiner Weise unserer Parteihaltung.»

«Sozialdemokratisch»

Mit einem «sprachlos» hatte FDP-Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel (50) auf den Tweet regiert, die SP-Regierungsrätin Fehr schloss sich dem an und fügte an die Adresse der GLP ein «unerträglich» dazu.

Und der Zürcher FDP-Gemeinderat Jehuda Spielman (27) macht klar, dass er die «mittelalterliche Intoleranz» des Twitterers für «rückständig» hält.

Z. selbst schreibt auf seinem Twitter-Profil, er sei «sozialdemokratisch». In der SP-Zentrale wird jedoch Wert darauf gelegt, dass er nicht Parteimitglied sei. So oder so: Auch wenn der Mann ein Genosse wäre, auf Nachfrage betont Regierungsrätin Fehr, sie würde auch dann «dasselbe» sagen.

* Name von der Redaktion geändert.

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