Ukrainer erhalten Crashkurs
Können Flüchtlinge das Gastro-Problem lösen?

Schweizer Restaurants sucht händeringend nach Personal. Auf der anderen Seite warten Ukrainerinnen und Ukrainer auf Jobs. Jetzt besuchen erste Flüchtlinge einen Gastro-Crashkurs in Bern.
Publiziert: 19.05.2022 um 19:46 Uhr
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Aktualisiert: 20.05.2022 um 07:36 Uhr
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Tobias Burkhalter hat als Chef von Gastro Bern einen Crashkurs organisiert, der Flüchtlinge fit für die Gastronomie machen soll.
Foto: Thomas Meier
Sophie Reinhardt

Über 7000 Stellen in der Gastronomie sind zurzeit unbesetzt. Köche, Servicepersonal und Küchenhilfen sind kurz vor der Sommersaison dringend gesucht. Seit drei Wochen hat auch der Berner Gastronom Kevin Bracher (31) eine Kochstelle zu vergeben. Keine einzige Bewerbung sei bisher auf sein Stelleninserat eingegangen, erzählt der «Löie»-Chef aus Fraubrunnen BE.

Gastro Bern setzt seine Hoffnungen nun auch auf Flüchtlinge aus der Ukraine. Der Verband hat deshalb eine Online-Plattform für arbeitssuchende Ukrainerinnen und Ukrainer eingerichtet. «Nur Jammern ist nicht mein Ding», begründet Präsident Tobias Burkhalter sein Engagement. Die nun eingehenden Bewerbungen vermittelt er an Gastronomen, die Personal suchen. Auch der Löie-Chef hofft, so einen neuen Koch zu finden.

Das Projekt hat Erfolg: Rund 100 bisher unbesetzte Stellen wurden dem Verband im Kanton Bern gemeldet, auf die sich Geflüchtete bewerben können. Diese Woche haben bereits einige in Restaurants, Gasthöfen und Hotel probeweise gearbeitet.

Deutschkurs für Gastroneulinge

«Ich gehe davon aus, dass unter den Flüchtlingen auch Menschen mit Erfahrung im Gastgewerbe sind, schliesslich gibt es in der Ukraine auch Restaurants und Hotels», sagte Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer im März zu den Tamedia-Zeitungen. Dennoch werden wohl nicht so viele ausgebildete Fachkräfte darunter sein, wie die Branche braucht.

Der Berner Gastroverein hat darum eigens einen dreitägigen Crashkurs im Juli auf die Beine gestellt. Damit sollen die ukrainischen Interessenten fit für die Arbeit in Restaurants und Bars gemacht werden. Auf dem Stundenplan stehen etwa Deutsch, Sozialkompetenz und Hygiene. Rund 30 Ukrainerinnen und Ukrainer haben sich bereits angemeldet.

Würde im Löie in Fraubrunnen denn ein Geflüchteter ohne Erfahrung in der Küche angestellt? «Wenn jemand den Willen mitbringt, wollen wir ihm eine Chance bieten», verspricht Bracher.

Keine nationale Plattform geplant

Damit ist Bern Vorreiter. Bei Gastrosuisse heisst es auf Anfrage, der Verband habe nicht vor, ein nationales Portal für die Vermittlung von Stellen an ukrainische Flüchtlinge aufzubauen. «Die Flüchtenden werden den Kantonen zugeteilt, entsprechend liegt auch die Verantwortlichkeit dort», teilt eine Sprecherin mit. Zudem seien in der Gastronomie oftmals Sprachkompetenzen gefragt, weshalb die Flüchtlinge wohl nur «einen kleinen Beitrag dazu leisten», den Fachkräftemangel in der Branche zu beheben.

Das sieht so mancher Kantonalverband anders. Das Berner Projekt hat bereits das Interesse geweckt bei Bündner und Zürcher Gastronomen. Auch in diesen Regionen suchen Wirte dringend Personal für die anstehende Sommersaison und prüfen nun eine Stellenplattform.

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