Uhrenbaron Kern hat genug von der Politik
GLP verliert Promi-Mitglied

Der Uhrenbaron hat genug von der Politik: Breitling-CEO Georg Kern tritt aus der GLP aus. Mit der Ineffizienz des Politbetriebs sei er nicht klargekommen, gibt er zu. Und wäscht seiner Ex-Partei noch einmal die Kappe.
Publiziert: 17.05.2024 um 10:20 Uhr
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Breitling-CEO Georges Kern zieht sich aus der Politik zurück – und tritt aus der GLP aus.
Foto: keystone-sda.ch
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Sermîn FakiPolitikchefin

Georges Kern (59), Chef des Uhrenherstellers Breitling, tritt aus der GLP aus. Damit verlieren die Grünliberalen ein prominentes – und finanzkräftiges – Mitglied. Beispielsweise unterstützte Kern den Ständeratswahlkampf von Tiana Angelina Moser (45) mit 40'000 Franken.

Kern, der im Vorstand der Zürcher Kantonalpartei sitzt, begründet seinen Austritt mit einer gewissen Ernüchterung über die Politik. Es sei anspruchsvoll, sich als Wirtschaftskapitän in eine Partei einzureihen. «In der Politik sind Prozesse sehr langwierig, schwerfällig und teilweise ineffizient. Klassische Führung und Management kann man in einer Partei nicht umsetzen», sagt er in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Irgendwann sei er an einen Punkt gelangt, an dem er einsehen musste, dass er kaum etwas bewegen konnte.

Kern eckte oft an

Im Bösen geht Kern jedoch nicht, wie er sagt. «Ich hatte ein sehr gutes Einvernehmen mit vielen und smarten Menschen in der Parteileitung.» Angeeckt sei er vor allem bei den Linken in der Partei. 

Allerdings nicht nur: Nach den Wahlen, bei denen die GLP ganze sechs Sitze verlor, hatte Kern vorgeschlagen, mit der Mitte zu fusionieren. Das löste bei der Parteispitze, diplomatisch ausgedrückt, wenig Begeisterung aus. An dieser Forderung hält Kern trotzdem nach wie vor fest: «Ich glaube mehr denn je, dass es absolut Sinn macht, eine wirklich starke Zentrumspartei zu bilden. Das politische Zentrum in der Schweiz ist mit drei Parteien zu wenig vereint, und das hilft nur den linken und rechten Parteien.»

Kritik an falscher Themensetzung

Kern geht jedoch nicht, ohne nochmals Kritik an der GLP zu äussern. Deren Hauptproblem sei, dass sich ihre Politik zu wenig verkaufen lasse. Auch, weil die Partei auf die falschen Themen setze. Während die Schweiz im Wahlkampf über Gesundheitskosten, Wohnungsmangel und Einwanderung diskutierte, habe die GLP eine Kampagne zur «Power-to-X»-Technologie gefahren. Dahinter verbergen sich Techniken zur Speicherung von Stromüberschüssen. «Welche Nicht-Energiespezialisten wollten wir mit dieser Kampagne ansprechen?», fragt Kern im Interview.

Zudem stört den Uhren-Manager auch die Fokussierung der GLP auf gesellschaftspolitische Themen. Ihm fehlt vielmehr ein liberales Wirtschaftsprogramm. «Die meisten Menschen interessieren sich weniger für das Gendern als für die Gesundheitskosten oder dafür, ob sie noch eine bezahlbare Wohnung finden.» Für diese Probleme brauche es Antworten.

Einen Parteiwechsel, etwa in die FDP, strebt Kern nicht an. «Ich halte es da wie Jürgen Klopp. Als er seinen Abschied als Trainer von Liverpool bekanntgab, sagte er, er werde nun eine Pause einlegen – und sowieso nie wieder einen anderen englischen Klub trainieren.»

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