Das hat ihm kaum einer zugetraut: Bei den Genfer Regierungswahlen ist der bei der FDP wie bei seinen Staatsratskollegen in Ungnade gefallene Pierre Maudet (43) mit mehr als 22 Prozent der Stimmen auf dem zweiten Rang gelandet. Damit hat er weiterhin die Chance, sein eigener Nachfolger zu werden – als Parteiloser. Doch die Karten für den zweiten Wahlgang vom 28. März werden neu gemischt.
Maudet liegt deutlich hinter der Grünen Fabienne Fischer (59), die auch von der SP unterstützt wird. Doch auch sie verfehlte das absolute Mehr. Maudet liess aber auch den FDP-Kandidaten Cyril Aellen (48) klar hinter sich. Aellen tritt zum zweiten Wahlgang nicht mehr an. Die Frage ist somit, wohin die bürgerlichen Stimmen gehen. Und ob der weiter zurückliegende SVP-Kandidat Yves Nidegger (63) nochmals antritt.
Skandal hat ihm nicht geschadet
Die FDP hat Maudet im Juli aus ihren Reihen ausgeschlossen. Inzwischen ist der einstige Genfer Überflieger in erster Instanz wegen Vorteilsannahme im Amt wegen seiner Luxusreise nach Abu Dhabi verurteilt worden. Und klar ist inzwischen auch: Maudet hatte anfangs gelogen, um zu verschleiern, wer ihm und seiner Familie die Reise spendiert hatte.
Maudet müsste eigentlich unten durch sein – sollte man meinen. Doch der Skandal hat ihm bei seiner Wählerschaft offensichtlich wenig geschadet. Das dürfte auch mit der Corona-Krise zusammenhängen – die Maudet zu nutzen wusste. Schon vor dem Bundesrat schnürte er letztes Jahr ein Paket, um Not leidenden Unternehmen in seinem Kanton zu helfen. Und bei den Geschäftsmieten gelang ihm ein regelrechter Coup: Er brachte Mieterverband und Immobilienbesitzer zu einem Kompromiss.
Verantwortung entzogen
Das Wohl seiner Mitarbeitenden hat Maudet dabei allerdings ausser Acht gelassen – denn nachdem deren häufige Absenzen aufgefallen waren, entzog ihm der Staatsrat auch deswegen immer mehr Macht und Verantwortung.
Maudet trat letztlich zurück und eröffnete ein Beratungsbüro, in dem er «Verwaltungsopfer» beriet. Er tat dann das, was auch SVP-Magistraten oft erfolgreich tun: Er kritisierte die Regierung, der er ja selbst angehörte. Und er distanzierte sich so von all dem, was die Exekutive zu verantworten hat und was besser hätte laufen sollen.
Überzeugende Souveränität
Man kann dem Ex-Freisinnigen zwar Aufrichtigkeit absprechen, aber wohl nicht, Tatendrang und so etwas wie eine Grundsouveränität in seinem Handeln. Diese machte schon immer Eindruck – und ist wohl einer der Gründe dafür ist, dass Maudet überhaupt so weit kam.