Überraschender Abgang
Warum hört Post-Chef Cirillo auf? So reagiert die Politik

Post-CEO Roberto Cirillo tritt bereits Ende März ab. Sein Abgang kommt unerwartet. Was könnte dahinter stecken? Und was hat Cirillo an der Spitze der Post erreicht? Das sagen Politiker über seine Amtszeit.
Publiziert: 17.01.2025 um 16:11 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2025 um 16:29 Uhr
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Post-Chef Roberto Cirillo tritt überraschend zurück.
Foto: Thomas Meier

Auf einen Blick

  • Post-CEO Roberto Cirillo tritt überraschend zurück
  • Politiker ziehen gemischtes Fazit seiner Amtszeit
  • Letzten Frühling wurde bekannt: 170 von fast 800 Postfilialen sollen schweizweit geschlossen werden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Knall bei der Post! CEO Roberto Cirillo (53) tritt Ende März zurück. Er stand sechs Jahre lang an der Spitze des gelben Riesen. Sein Abgang kommt für die Öffentlichkeit überraschend.

Was steckt dahinter? In Bundesbern wird hinter vorgehaltener Hand von einem Abgang aus freien Stücken gesprochen. Cirillo habe die Neuausrichtung der Post vorangetrieben und stehe nun mit 53 Jahren an einem Punkt, an dem er sich beruflich nochmals neu orientieren wolle.

Gleichzeitig berichten Quellen übereinstimmend: Post-Präsident Christin Levrat (54), der frühere SP-Chef, und Cirillo hätten sich zwar grundsätzlich respektiert. Auch wurden kaum je Misstöne publik. Doch der Manager Cirillo, der einst für den Beraterkonzern McKinsey arbeitete, habe mit dem Ex-Gewerkschafter Levrat auch immer mal wieder gefremdelt. Über die zukünftige Ausrichtung der Post habe es zunehmend Differenzen gegeben.

«Chance nicht richtig genutzt»

Cirillo hat versucht, die Post für die Digitalisierung fit zu machen. Und erst im Mai letzten Jahres gab der Konzern bekannt, schweizweit 170 von knapp 800 Filialen zu schliessen. David Roth (39), SP-Nationalrat und Syndicom-Gewerkschafter, beurteilt die Amtszeit Cirillos dementsprechend zweischneidig.

Einerseits müsse man die grossen Veränderungen anerkennen, die er bei der Post eingeleitet habe, sagt der Luzerner. «Nach der Abbruch-Ära unter den Postchefs Peter Hasler und Susanne Ruoff hatte Cirillo als CEO den Anspruch, das Unternehmen zukunftsfähig zu machen und neue digitale Angebote zu entwickeln.» Dies sei ihm in weiten Teilen gelungen.

Andererseits sei der «bürgernahe Service public», wie ihn Roth nennt, unter Cirillo geschwächt worden. «Es war immer klar, dass sich die Post neu ausrichten muss.» Doch gerade die Chancen, die eine breite physische Präsenz der Post böte, habe der scheidende Chef nicht richtig genutzt. Roth kritisiert zudem, dass die Löhne des Logistikpersonals seit Jahren stagnierten. «Da gab es unter Cirillo wenig Bewegung. Die hohe Zahl von Temporärangestellten und Subunternehmen ist für ein Bundesunternehmen eine Schande.»

«Das muss ein Ende haben»

Auch FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (30) äussert Kritik – allerdings aus entgegengesetzter Richtung. «Die Post muss sich wieder auf ihren Grundauftrag fokussieren. Es gab viele Übernahmen ausserhalb des Kerngeschäfts der Post. Und was in den letzten Jahren zusammengekauft wurde, führt zu einer unfairen Konkurrenz. Das muss ein Ende haben.»

Dafür brauche es nun jemanden, der eine Firma in einem rückläufigen Markt verwalten könne. «Wenn die Leute weniger auf die Post gehen, ist es nur folgerichtig, die Post entsprechend anzupassen. Auch der künftige Chef kann sich dieser Realität nicht entziehen.»

«Nicht empfänglich für Kritik»

SVP-Nationalrat Christian Imark (42) hat Cirillo in zwei parlamentarischen Kommissionen erlebt. «Er ist ein Charakterkopf, der souverän auftritt und das Geschäft versteht.» Er habe seinen Auftrag erfüllt.

Es gehöre zum Wesen der Post, dass fast jeder im Land eine Meinung dazu habe, sagt Imark. «Damit muss man als Postchef umgehen können.» Der Solothurner kritisiert aber auch: «Cirillo war in den Kommissionen oft nicht sehr empfänglich für Kritik.» Für die Nachfolge Cirillos erwartet Imark «eine Person, die unbequeme Entscheide fällen kann».

Candinas wünscht sich schwarze Zahlen

Lob gibt es von Mitte-Nationalrat Martin Candinas (44). «Cirillo hat verstanden, dass die Post weder eine freie Aktiengesellschaft in der Privatwirtschaft noch ein Amt der Bundesverwaltung ist», so der Bündner. «Er fand eine Balance zwischen betriebswirtschaftlichen Kriterien und dem Service-public-Gedanken. Das ist ein Spagat und Cirillo hat das nicht schlecht gemeistert. Die Nachfolge muss diesen Sinn teilen.»

Vom neuen Chef erwartet Candinas, dass er wiederum eine gute Balance zwischen dem Umbau der Post hin zu mehr Effizienz und dem Aufbau neuer Geschäftsfelder findet.

Rösti bedankt sich bei Cirillo

Auch der zuständige Bundesrat Albert Rösti (57, SVP) äusserte sich auf X zu Cirillos Rücktritt – pikanterweise noch bevor dieser von der Post offiziell kommuniziert wurde.

Mit der Strategie «Post von morgen» habe Cirillo auf die aktuellen Herausforderungen reagiert und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt, so Rösti. Er dankte ihm für die geleistete Arbeit.

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