Experten-Taskforce trotzdem aufgelöst
Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln fehlt

Impfstoffe gegen Masern, Mumps oder Röteln fehlen in der Schweiz. Auch verschiedene andere Medikamenten-Engpässe konnten laut dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) noch nicht behoben werden.
Publiziert: 23.11.2023 um 13:31 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2023 um 19:07 Uhr
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In der Schweiz fehlt der Impfstoff.
Foto: keystone-sda.ch

Impfstoffe gegen Masern, Mumps oder Röteln fehlen in der Schweiz. Auch verschiedene andere Medikamenten-Engpässe konnten laut dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) noch nicht behoben werden. Trotzdem war die Taskforce Engpass Medikamente im Frühjahr aufgelöst worden.

Der Impfstoff Priorix gegen Masern, Mumps und Röteln sei derzeit knapp, teilte das BWL der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Donnerstag auf Anfrage mit. Derzeit liefen Abklärungen, um Massnahmen treffen zu können. Zudem liefen Marktabklärungen bei möglichen alternativen Anbietern.

Pflichtlager geöffnet

Beim Dreifachimpfstoff Boostrix gegen Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus (Wundstarrkrampf) mussten die Pflichtlager geöffnet werden, wie es weiter hiess. Dennoch reiche die verfügbare Menge nicht, um den Markt vollständig zu beliefern. Impfungen müssten verschoben werden.

Dem hält der Boostrix-Hersteller allerdings entgegen, dass in seinem Lager 95'000 Dosen bereitstünden, wie er Keystone-SDA erklärte. Davon seien 10'000 Dosen für das Pflichtlager reserviert. 85'000 Dosen stehen demnach zum freien Verkauf zur Verfügung. Impfungen müssten also nicht verschoben werden.

Beruhigungsmittel beschränkt lieferbar

Auch das Medikament Temesta gegen Angst- und Spannungszustände oder Schlafstörungen ist nach BWL-Angaben nur beschränkt lieferbar. Die Versorgung mit dem Schmerzpflaster Fentanyl, einem Opioid, erfolge derzeit teilweise ebenfalls aus den Pflichtlagern. Und der Engpass bei Antibiotika ist auch nach bald einem Jahr noch immer nicht behoben.

Schon Anfang Februar hatte der Bund die Lage als «problematisch» eingeschätzt. Anders als in den vergangenen Jahren, als vor allem Spitäler von den Engpässen betroffen gewesen seien, fehlten die Arzneimittel nun zum Beispiel in Apotheken und Arztpraxen oder für die Behandlung zu Hause, teilte das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) damals mit.

Versorgungslage seit Jahren schlecht

Die Versorgungslage bei Arzneimitteln hatte sich gemäss dem Bundesrat schon seit mehreren Jahren verschlechtert. Der weltweite Mangel etwa an Antibiotika sei durch die Corona-Pandemie und die Lockdowns in China aber noch verschärft worden, hiess es am 1. Februar dieses Jahres.

Eine daraufhin ins Leben gerufene Experten-Taskforce unter der Leitung des Delegierten für wirtschaftliche Landesversorgung sollte Massnahmen finden, die die Engpässe rasch lindern. Bereits im April wurde diese Taskforce aber wieder aufgelöst. Themen rund um die Versorgungslage mit Medikamenten würden in bestehende Strukturen überführt, hiess es vom BWL.

Experten sehen Lieferengpässe bei Medikamenten als eine Folge der Globalisierung. So produzieren die meisten Arzneimittelhersteller aus Kostengründen nicht mehr in Europa, sondern fast nur noch in Asien, vor allem in China und Indien. Oft wird ein Wirkstoff auch nur noch an einem oder zwei Standorten weltweit produziert. (SDA)

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