Auf einen Blick
- Der Bund hat endlich ein Mieter für sein Gespensterhaus gefunden
- Das leerstehende Haus wurde zur luxuriösen Wohnung umgebaut
- Miete beträgt 5200 Franken pro Monat plus 620 Franken Nebenkosten
Jahrhundertelang stand es leer, das Haus an der Junkerngasse 54 in Bern. Seit 1934 ist es im Besitz des Bundes, zusammen mit dem Von-Wattenwyl-Haus gleich gegenüber. Das war allerdings in regem Gebrauch – auch der eine oder andere Magistrat logierte dort, etwa alt Bundesrätin Doris Leuthard (61).
Während das noble Von-Wattenwyl-Haus bekannt ist als ein Ort voller Geschichte, munkelt man im Berner Volksmund über Gespenster, die im Gebäude an der Junkerngasse ihr Unwesen treiben. Als «Gespensterhaus» wurde es zur inoffiziellen Sehenswürdigkeit.
Kein Staatsangestellter wollte einziehen
Spätestens jetzt dürfte aber Schluss sein mit den Spukgeschichten. Denn der Bund hat endlich einen Mieter gefunden! Ab dem 1. Februar soll das Haus bezogen werden, wie Blick erfahren hat.
Eigentlich hat das zuständige Bundesamt einen Mieter innerhalb der Bundesverwaltung gesucht. Nur: Es wollte niemand. Darum hat der Bund die Firma Mössinger Immobilien beauftragt, einen Mieter oder eine Mieterin zu finden. Nun hat es endlich geklappt, wie das zuständige Bundesamt auf Anfrage erklärt.
Auch wenn die neuen Bewohner nicht an Geister glauben – bei der monatlichen Abrechnung dürften selbst die mutigsten Mieter erschaudern. Stolze 5200 Franken pro Monat beträgt der Mietzins, plus 620 Franken Nebenkosten.
Badewanne und Garage
Immerhin: Leer und verlassen ist das Geisterhaus nicht mehr. Für 1,5 Millionen Franken hat der Bund die spartanischen Räume in eine luxuriöse Wohnung verwandelt, wie das öffentliche Wohnungsinserat zeigt. Im ersten Stock befindet sich ein Atelier oder ein Büro, im zweiten Stock ein offener Koch- und Essbereich, im dritten Stock das Wohnzimmer.
Im Dachgeschoss gibt es sogar Platz für eine frei stehende Badewanne. Und obwohl sich die Liegenschaft unmittelbar an der Busstation Rathaus befindet, wird im Erdgeschoss eine Garage eingebaut – entgegen ursprünglicher Pläne, dort ein Ladenlokal zu beherbergen.
Der Archäologische Dienst des Kantons Bern hat nämlich beantragt, dass mitten im Unesco-Welterbe der Berner Altstadt kein Kellergeschoss entstehen soll. Die Haustechnikzentrale musste also ins Erdgeschoss – was die geplante Ladenfläche so stark reduziert hätte, dass man sich dann nur für die Garage entschieden hat.
Falls an den Spukgeschichten doch etwas dran sein sollte und die neuen Bewohner den Gespenstern ihren Platz streitig machen: Die können vielleicht gleich gegenüber im Von-Wattenwyl-Haus Zuflucht finden. Das steht momentan nämlich ebenfalls leer, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete. Jetzt wird das Haus erstmal saniert.