Bund zahlt 1,5 Mio Franken
Berner Spukhaus soll wohnlich werden

In Bern besitzt der Bund zwei besondere Häuser: Das noble Von-Wattenwyl-Haus und das Geisterhaus gleich gegenüber. Jetzt ziehen die Handwerker ein, damit das Gespenst mehr Auslauf bekommt.
Publiziert: 19.05.2023 um 19:37 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2023 um 20:10 Uhr
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Auf dem Dach des Berner Geisterhauses mit den geschlossenen Fensterläden entstehen Erker.
Foto: Pascal Tischhauser
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Sie gilt als Strasse der Bundesräte, die Berner Junkerngasse. Der eine oder andere Magistrat hat an der Gasse eine Zweitwohnung gemietet. Auch Doris Leuthard (60) hatte einst dort gewohnt – und zwar im Von-Wattenwyl-Haus. Die frühere CVP-Bundesrätin logierte mit zwei weiteren Mitgliedern der heutigen Mitte-Partei im Patrizierhaus – zu einem Spottpreis, wie Blick berichtete. Inzwischen wohnt keine Bundesrätin und kein Politiker mehr dort.

Spukhaus in Bundesbesitz

Viel länger leer steht das gegenüberliegende Gespensterhaus. Seit dem Mittelalter ist das Spukhaus nie durchgehend bewohnt worden. Im Innern ist es kalt und dunkel.

Nun wird das Von-Wattenwyl-Haus umgebaut – und mit ihm das Geisterhaus. Die beiden Liegenschaften waren dem Bund beide 1934 geschenkt worden.

Das Gespensterhaus ist laut «Berner Zeitung» immer ein Lagerhaus gewesen. Lange wurden dort Dinge fürs noblere Von-Wattenwyl-Haus aufbewahrt, das vor allem von der Aare her gesehen etwas hermacht.

1,5 Millionen Franken

Von der Junkerngasse aus schauen die Passanten, meist Touristen, viel eher aufs Spukhaus. Zwar glaubt keiner so richtig daran, dass in Nummer 54 ein Geist sein Unwesen treibt. Wer aber mit Kindern durch die Berner Altstadt spaziert, weiss, wie er deren Interesse wecken kann. Gerade noch gelangweilt, schaut der Nachwuchs gespannt auf das Haus, sobald ihm die Eltern eröffnet haben, dass es dort nicht mit rechten Dingen zu und hergeht.

Soweit man weiss, war der Bau aus dem 15. Jahrhundert nie an die mittelalterliche Stadtberner Kanalisation angeschlossen. Nachdem der Bund Eigentümer geworden war, baute er in der Junkerngasse 54 ein WC ein. Nun zahlt der Bund 1,5 Millionen Franken, um das Spukhaus mit seinen 73 Quadratmetern Grundfläche wohnlich zu machen.

Aktuell sind die Fensterläden des Gespensterhauses geschlossen. Auf seinem Dach zeigen Bauvisiere an, wo dereinst zwei Erker entstehen sollen. Fenster sollen dafür sorgen, dass zumindest tagsüber die Sonne dem Spuk Einhalt gebietet.

Es wird ein Keller ausgegraben und vom Von-Wattenwyl-Haus her werden unter der Strasse hindurch Leitungen verlegt, um das Geisterhaus von dort aus zu beheizen. Im Juli 2024 soll der Umbau fertig sein.

Für Beamte …

Nur: Sowenig sich wie im Von-Wattenwyl-Haus Hinz und Kunz eine Wohnung nehmen kann, so wenig steht das Gespensterhaus für jedermann offen. Das Haus sei «für eine bundesinterne Nutzung vorgesehen». Es sei aber noch nicht festgelegt, welche Mieterschaft infrage kommt.

Das kann zweierlei bedeuten: Entweder hat man wirklich noch keine Ahnung, wie man die Junkerngasse 54 nutzen könnte. Aber weil das Von-Wattenwyl-Haus sowieso renoviert wird, modernisiert man halt auch das Gespensterhaus.

Oder aber: Die oft diskutierte teilweise Umnutzung des Von-Wattenwyl-Hauses bringt auch eine Umnutzung des Gespensterhauses mit sich.

... oder Brüssler Gäste?

So oder so: Unter den Berner Lauben tuschelt man, der wahre Grund sei ein anderer. Heutige Bauvorschriften liessen es nicht mehr zu, einem Gespenst nur 73 Quadratmeter Wohnfläche zuzumuten. Dank der Verbindung zum Von-Wattenwyl-Haus habe der Geist aber bald mehr Auslauf.

Zudem ist ja nicht jeder Staatsgast gleich willkommen in unserem Land. Es gibt sicherlich Leute, die würden einem Besucher aus Brüssel gerne einen kleinen Schrecken einjagen. Man müsse künftig im Von-Wattenwyl-Haus nur kurz die Tür zum Heizungsraum öffnen, schon klettere dem Gast ein kalter Schauer von der Junkerngasse her über den Rücken.

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