Der Bund hat Mühe die Prachtswohnung im Berner Von-Wattenwyl-Haus, in der die ehemalige CVP-Bundesrätin Doris Leuthard (59) logierte, zu vermieten. Die Wohnung im Patrizierhaus mitten in der Altstadt hat fünf Zimmer und ist 250 Quadratmeter gross. Doch seit Leuthards Rücktritt 2018 steht sie leer.
An der Miete könnte es liegen. Das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) gab dem «Tagesanzeiger» die aktuelle Miete nicht bekannt und sagt nur: «Gemäss heutiger Marktsituation würde die Miete für die grosse Wohnung bei über 5000 Franken liegen.» Leuthard zahlte damals weniger als die Hälfte davon – 2450 Franken, wie Blick bekanntmachte.
Das grössere Problem ist aber wohl: Der Bund ist sehr wählerisch. In der Regel kämen als Mieter nur Magistratspersonen, Bundesräte, Bundeskanzler, Bundesrichter und allenfalls noch Staatssekretäre infrage, so die frühere Haltung des BBL. Denn das Gebäude dient in den unteren Etagen auch für den Empfang von Gästen – etwa die Parteispitzen bei den Von-Wattenwyl-Gesprächen.
Dass die potenzielle Mieterschaft zu sehr eingeschränkt sein könnte, hat das Bundesamt scheinbar eingesehen. Mittlerweile seien auch Parlamentarier und Bundesangestellte in verschiedenen Funktionen willkommen.
Einst fest in Mitte-Händen
Die Wohnung von Leuthard, in der zuvor alt Bundesrat Pascal Couchepin (80) lebte, ist nicht die einzige Bleibe im Haus. Für einige Zeit war das Haus ganz in den Händen von CVP-Politikern (heute Mitte). In der zweiten Wohnung logierte Bundeskanzler Walther Thurnherr (59). Und auch Nationalrat Martin Candinas (42) mietete dort ein Zimmer mit Bad.
Der offizielle Wohnsitz war das Haus aber nicht. Denn: Nach Bern ziehen müssen Bundesräte nicht. Ihren eigentlichen Wohnsitz dürfen sie frei wählen. Trotzdem haben die meisten von ihnen eine Wohnung in Bern. Denn der Amtssitz ist in der Hauptstadt und diesen müssen sie innert kurzer Zeit erreichen.
Vorerst bleibt die Wohnung leer
Wären also die beiden neuen Bundesräte nicht perfekte Kandidaten für die Wohnung? Elisabeth Baume-Schneider (59) hat kein Interesse und Albert Rösti (55) wohnt nur 30 Kilometer entfernt. Eine Wohnung in der Hauptstadt braucht der Uetendorfer nicht.
Wobei, einziehen könnten sie jetzt sowieso nicht. In nächster Zeit werden erst mal Unterhaltsarbeiten durchgeführt, die Gasheizung ersetzt. Der Ausbaustandard der Wohnungen entspräche nicht den heute üblichen Qualitätsansprüchen und auch die Sonneneinstrahlung sei nicht begeisternd, so das BBL. (tom)