Trotz Glanzzahlen im ersten Quartal
Post streicht heimlich noch mehr Stellen

Die Post verkündet am Mittwoch einen glänzenden Start ins laufende Jahr, am Donnerstag einen Stellenabbau bei DMC, «vergisst» aber bis Freitag, die Öffentlichkeit über die Kündigungen bei der Tochter Asmiq in Olten SO zu unterrichten.
Publiziert: 23.05.2022 um 00:45 Uhr
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Aktualisiert: 23.05.2022 um 06:39 Uhr
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Die Post entlässt mehr Leute, als sie diese Woche kommuniziert hat.
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Die Schweizerische Post unter der Leitung von Roberto Cirillo verfügt über eine Vielzahl von Tochterunternehmen im In- und Ausland. Wie der Website des Konzerns zu entnehmen ist, sind das in Deutschland zehn Firmen von B wie Bächle Logistics GmbH bis Z wie Zollagentur Imlig GmbH. In Frankreich heissen sie Bluesped, Botec und Tele-Trans. In Italien ist es die Iemoli Trasporti. Es gibt die Postauto Liechtenstein, Ost-West Cargo in Litauen, die Tresorit in Luxemburg, in Ungarn und den USA. Bei all den vielen Firmen verliert man rasch den Überblick.

Doch das passiert allein schon in der Schweiz. Von der Asmiq bis zur Walli-Trans besitzt der gelbe Riese über 40 Firmen im Heimatland, von denen nicht einmal ein Viertel «Post» im Namen trägt.

Bei DMC müssen 155 gehen

Eine der Firmen ist die Direct Mail Company, kurz DMC. Für diese Tochter, die wegen Minilöhnen in der Kritik stand, musste die Post am Donnerstag die Entlassung von 155 Mitarbeitenden per 1. September bekannt geben. Es sind Leute mit Kleinstpensen, die sich 20,5 Vollzeitstellen teilen. Weil die Verteilung der Gratiszeitung «Biel/Bienne» wegfällt, sei der Stellenabbau notwendig.

Bloss einen Tag zuvor hatte die Post Glanzzahlen verkündet: Im ersten Quartal 2022 hat sie einen Konzerngewinn von 159 Millionen Franken erwirtschaftet – 68 Millionen mehr als im Startquartal 2021.

27 Leute weniger

Doch auch mit den Quartalszahlen ist das Bild noch nicht vollständig: Ganz zuoberst in der Auflistung der Schweizer Konzerngesellschaften steht wie erwähnt die Asmiq. Sie bietet Software-Lösungen zur Aboverwaltung an. Wie Blick erfahren hat, fallen auch hier 27 Stellen weg – was die Post der Öffentlichkeit bisher verschwiegen hat.

Am Donnerstag waren die Asmiq-Mitarbeitenden informiert worden, erst am Freitagvormittag die Gewerkschaften. Das ärgert Syndicom-Sprecher Matthias Loosli: «Es ist nicht korrekt, dass uns die Post so spät über den Stellenabbau bei ihrer Tochter Asmiq informiert hat.»

Genau wie bei der DMC werde die Gewerkschaft sich auch bei Asmiq aktiv im Konsultationsverfahren einbringen. Und: «Wir fordern von der Post als hundertprozentiger Eignerin von Asmiq und DMC, dass sie versucht, für die Mitarbeitenden an anderer Stelle im Konzern eine Anstellung zu finden.» Für diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die es keine Anschlusslösung innerhalb des Post-Konzerns gebe, «fordern wir einen vorbildlich ausgestatteten Sozialplan».

Kein Sozialplan bei Asmiq

Doch von einem Sozialplan will die Post nichts wissen. Sie bestätigt zwar, dass die Verlagshäuser CH Media und NZZ ihren Anbieter für den Abonnenten-Service wechselten, wodurch die Tochterfirma Asmiq zwei Grosskunden verliere. Deshalb müsse Asmiq die Zahl der heute 63 Mitarbeitenden per 1. November reduzieren. Man setze alles daran, den Stellenabbau so sozialverträglich wie möglich durchzuführen.

Es sind im Raum Olten SO 27 Mitarbeitende betroffen, die sich 20 Vollzeitstellen teilen. Laut dem allgemeinverbindlichen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) der Branche brauche es aber erst einen Sozialplan, wenn mehr als 50 Mitarbeitende betroffen seien. Man prüfe, ob es Anstellungsmöglichkeiten innerhalb der Post gebe, und man kläre mit den neuen Anbietern der Verlage, ob diese den betroffenen Mitarbeitenden eine Stelle anbieten können.

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