Die Frau hat einen Plan: Die deutsche Bundestagsabgeordnete Gerrit Huy (70) will die Millionen in Deutschland lebenden «Ausländer» aus dem Land vertreiben – egal, ob diese eine deutsche Staatsbürgerschaft haben oder nicht.
Huy, die für die Alternative für Deutschland (AfD) im deutschen Bundestag sitzt, nahm am 25. November zusammen mit dem österreichischen Neonazi Martin Sellner (35) und etwa 20 weiteren Vertreterinnen und Vertretern der rechten Szene im Landhotel Adlon bei Potsdam (D) an einem geheimen Treffen teil. Den Geheimplan zur «Säuberung» Deutschlands hatte das Recherchekollektiv Correctiv publik gemacht. Die Aussagen am Treffen lösten einen Sturm der Entrüstung aus.
Deutschen den Pass wegnehmen
Huy etwa soll dort gesagt haben, sie habe schon «ein Remigrationskonzept mitgebracht», als sie vor sieben Jahren der AfD beigetreten sei. Sie soll auch an der Entwicklung des AfD-Parteiprogramms massgeblich beteiligt gewesen sein. Wie ein Gericht bestätigte, darf der deutsche Verfassungsschutz die Partei als rechtsextremistischen Verdachtsfall einordnen und sie beobachten.
In Potsdam erklärte Huy, dass die AfD wegen ihres Konzepts nicht mehr gegen die doppelte Staatsbürgerschaft sei. «Denn dann kann man die deutsche wieder wegnehmen, sie haben immer noch eine», wird sie zitiert.
Blick-Recherchen zeigen: Politikerin Huy pflegt enge Beziehungen in die Schweiz – und zwar bis in höchste Regierungskreise. Und sie hat Verbindungen zu Schweizer Bundesbetrieben.
AfD-Frau bei Parmelin
Im Dezember 2022 besuchte Huy Bundesbern mit einer Delegation der Deutsch-Schweizerischen Parlamentariergruppe. Die Abgeordneten, die für die Beziehungspflege zwischen der Schweizer Bundesversammlung und dem Deutschen Bundestag zuständig sind, wurden vom damaligen Nationalratspräsidenten Martin Candinas (43, Mitte) im Bundeshaus empfangen.
Geladen war Huy danach auch zum Besuch bei Wirtschaftsminister Guy Parmelin (64, SVP). Davon berichtete sie später auf ihrem Facebook-Profil. Sie habe mit dem Bundesrat beispielsweise über die Schweizer Verhandlungen mit der EU diskutiert.
Gegenüber Blick weicht Parmelins Wirtschaftsdepartement aus, der Bundesrat habe die deutschen Politiker auf Ersuchen der Präsidentin der schweizerischen Delegation für die Beziehungen zum Deutschen Bundestag empfangen. Ein Sprecher präzisiert: «Es handelte sich um einen Besuch einer Delegation und nicht einzelner Parlamentarierinnen.»
Auch Botschafterin Leu traf sie
Doch die Schweiz kam Huy und den weiteren deutschen Politikern sehr weit entgegen. Auch die damalige Staatssekretärin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, Livia Leu (63), traf sie. Heute ist Leu Schweizer Botschafterin in Berlin. Ob sie selbst jetzt noch Kontakt mit Huy pflegt, lässt das Eidgenössische Departement des Äussern auf Anfrage offen: Man wolle keinen Kommentar zur Sache abgeben, teilt es Blick mit.
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Und schliesslich besuchte Huy mit der Delegation den Hauptsitz der SBB und unterhielt sich dort mit dem Bahnchef Vincent Ducrot (61) über den öffentlichen Verkehr.
Handelt es sich wirklich nur um einen einmaligen Besuch, den Huy als Teil einer Delegation mitmachte? Nein: Die Schweizer Wirtschaft kennt die AfD-Politikerin bestens. Sie lenkte von 1998 bis 2003 als Verwaltungsrätin die Geschäfte der Swisscom. Das Telekom-Unternehmen gehört noch immer mehrheitlich der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
Huy verteidigt Remigrationskonzept
Huy selbst hat auf die Correctiv-Recherche reagiert: Sie gab auf X bekannt, sie habe eine Strafanzeige gegen das Recherchezentrum eingereicht. Der «Lausch- und Foto-Angriff auf ein privates Treffen ist nach meinem Verständnis kriminell», sagt sie. Durch «die Schmutzkampagne» sei jetzt immerhin eine öffentliche Debatte zur Remigration losgetreten worden, das sei Wasser auf die Mühlen der AfD.
Nachdem das Geheimtreffen aufgeflogen war, haben am Sonntag Tausende Menschen in Berlin und Potsdam für den Erhalt der Demokratie demonstriert. Unter den Teilnehmenden waren auch Kanzler Olaf Scholz (65, SPD) und Ministerin Annalena Baerbock (43, Grüne). Zur Kundgebung am Brandenburger Tor versammelten sich laut Veranstaltern und Polizei 25'000 Menschen.
In der Schweiz blieb es ruhig.